Linne,
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seiner systematischen Beanlagung hatte er aber anch einen dunklen, ihmselbst vielleicht verborgen gebliebenen Hang, ein natürliches Systemaufzustellen, was aus vielen Stellen seiner Schriften hervorgeht.Er stellte die sieben Familien der Pilze, Algen, Moose, Farne,Gräser, Palmen und übrigen Pflanzen auf und teilte das ganzePflanzensystem in drei Unterabteilungen: die Monokotyledonen,Polykotyledonen und Akotyledonen ein. In Linnss Gehirnstritten zwei differente Anlagen, eine oberflächliche, welche sich mehrdem Äußeren der Pflanzen und der Systematik zuwandte, undeine tiefere, philosophische, welche zuweilen Fragen aufwarf, dieerst viel spätere Zeiten losen konnten. Es war ja auch Hallersgroßer Schmerz, daß sich die Welt Linnss System anschloß undihn, der eine natürliche Einteilung vorgeschlagen hatte, nicht zumWorte kommen ließ.
Nach kurzem Zögern schloß sich die gelehrte botanische Weltdem Linneschen System an. Die Botanik hörte auf, eine Wissen-schaft zu sein und an die Stelle der morphologischen Betrachtungder Natur trat eine Anhäufung von mehr oder weniger gut ge-wählten Kunstausdrücken, so daß nach dem Ausspruch Sachs das„geistlose Treiben der Pflanzensammler in ein gemütliches Klein-leben ausartete". Dabei wnrde zwar die Flora der verschiedenstenLänder in gründlichster Weise durchforscht, aber für die botanischeWissenschaft an sich war nichts gethan, bis sich in Frankreich , dasvon Anfang an der reinen Systematik nicht ganz sympathischgegenüber gestanden war, durch die Arbeiten der beiden Jussieuein Umschwung zum Besseren vollzog. Der Familie Jussieu entstammt eine Reihe von Botanikern, von denen die berühmtestenwaren: Beruhard de Jussieu (1699—1776) und Antoine Laurentde Jussieu (1748 —1836). Dem ersteren von beiden lagvor allem daran, die Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnenPflanzen zu einander zn ergründen und sein Neffe baute dieLehre weiter aus, was ihm iu seinem berühmten Werke: , LlsusrarUantg-rnrn ssounckuiri orclinss iraturalss ckisxosita" (1789)anch gelang. Auch als Systematiker entwickelte er eine großeThätigkeit und wnrde durch ein deutsches Werk, die Carpolvgievon Josef Gärtner (1732—1791), dazu angeregt. Gärtner