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VI. Hygieine.
trieb ihn der Schauspielkunst in die Arme, jedoch nicht auf langeZeit. Schou 1843 bestand er das Examen als Apotheker und alsDoktor der Medizin. Als die für ihn neu zu errichtende Professurfür medizinische Chemie vom Ministerium Abel kurzer Hand ab-gelehnt wurde, wurde er, um heiraten zu könueu, Assistent amkgl. Münzamt und nach dem Sturze des Ministers Abel (1847)rückte er in die für ihn bestimmte Professur ein. Anfänglich reinchemisch thätig, schrieb er seine berühmte Arbeit „Über die regel-mäßigen Abstände der Äqnivalentzahlen der sogenannteneinfachen Radikale" (1850), welche anfänglich verkannt wnrde,von der es aber später hieß, sie allein genüge, um seinem Nameneinen ruhmvollen Platz in der Geschichte der Chemie zu sicherm.Zu gleicher Zeit erfand er die Darstellung des Leuchtgasesaus Holz, womit er holzreichen Gegenden in Süddeutschlandgroßen Nutzen brachte. 1852 wnrde er ordentlicher Professor seinesFaches und kam mit der Pharmacie dadurch wieder in Berührung, daßer zum Vorstand der Hof- uud Leib-Apotheke in München ernanntwurde. 1852 ging er als Vertrauensmann seines Königs nachGießen, um den berühmten Justus v. Liebig, mit dem ihn innigeFreundschaft verband, für die Münchener Hochschule zu gewiuneu.In Gemeinschaft mit diesem war er thätig, den Liebig sehen Fleisch-extrakt, der heute in aller Welt verbreitet ist, einzuführen.
Allmählich wandte sich Petteukofer, vielleicht angeregt dnrchdie Forschungen der englischen Schule, der physiologischen Chemiezu und kam zu der klaren Erkenntnis, daß das Wohlbefinden desMenschen von einer Reihe außer ihm liegender Imponderabilien:Lnft, Licht, Boden, Wasser, Kleidung, Wohnung abhängt und soentstand seine Lebensansgabe, die Hygieine mit allen Mitteln derWissenschaft auf eine feste Grundlage zu stellen, durch die Natur-wissenschaften zu beweisen, was längst durch die Erfahrung er-probt oder wenigstens geahnt worden war. Seine Methode hattevon vornherein etwas durchaus Zuverlässiges, indem er sich nichtdamit begnügte, Theorien in die Welt zu setzen, sondern „dieVorgänge und Einflüsse zu messen, die Menge oder die Intensitätder zur Gesundheit mitbestimmenden Faktoren festzustellen". Zuerstkam er darauf, den Wert der Ventilation zu studieren. Um nun