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I HERKUNFT UND JUGEND
sich und die Seinen erwarb, denn er vollbrachte die erste Ruhmestatdes Geschlechtes. Auch das eigentümliche Wappen seines Hauses rührtdaher. Die Magadezzi führten zwei Sparren und zwei blaue Rosen aufgoldnem Grund in ihrem Wappenschild. Marco rüstete für den Kreuz-zug, der 1123 zur Eroberung von Jaffa undTyrus führte, ein Schiff aus.Vor Askalon entspann sich ein Seegefecht. Während er am Vorderdeckbefehligte, erstiegen die Sarazenen das Hinterdeck, und ein mächtigerNeger riß die Flagge mit dem Familienwappen in Fetzen. Durch diesenSchimpf erbittert, stürmte Marco über das Schiff und erschlug denMohren, doch die zerfetzte Fahne konnte er nicht mehr hissen. So schluger kurz entschlossen dem Gefallenen einen Arm ab, dann nahm er ihmseinen Turban vom Kopfe und malte mit dem noch blutenden Gliedeals Pinsel einen roten Kreis auf das weiße Tuch. An den Schaft einerLanze gebunden, tat dieses neue Zeichen der Flotte kund, daß sein Schiffnicht die Flagge habe streichen müssen. Das neue Wappen, einen rotenKreis auf silbernem Grund, behielt Marco fortan, und er durfte seinenNamen zum dauernden Gedächtnis der Heldentat über die barbari-schen Türken in dei Barbari ändern 3 . Der Name Barbaro hat später demFrancesco vielen Anlaß zum Scherz gegeben; ließ es sich doch seinkriegerischer Vorfahr nicht träumen, daß nach Jahrhunderten einerseiner nicht minder kriegsrühmlichen Nachkommen, der aber zugleichals erster seines Geschlechtes ein in griechischer Gelehrsamkeit ge-bildeter Mann war, sich üeber nach Griechen und Römern als nachBarbaren nennen lassen mochte. Jedoch war Francesco Barbaro zeit-lebens stolz auf die Legende seines Hauses als auf einen kostbaren über-lieferten Besitz, wie wir aus einem seiner Briefe ersehen 4 .Nicht lange vor der Geburt unseres Francesco spielte einer seiner Vor-fahren in der berühmten Verschwörung des Marino Falter eine wichtigeRolle, denn er wurde zum Anlaß für die ganze Verschwörung. Der alteDoge, so geht die Sage, sei wegen seiner jungen Frau gehänselt worden,sein nächster Berater, der hochfahrende Admiral des Arsenals, BertuccioIsraello, wurde von jenem Barbaro um eines ablehnenden Bescheideswillen mit dem Dolche bedroht. Als Israello empört beim Dogen umBestrafung des Angreifers nachsuchte, soll dieser gesagt haben: «WelchesRecht willst du von den Richtern, wenn sie es mir, ihrem Fürsten,