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Francesco Barbaro : Früh-Humanismus und Staatskunst in Venedig / Percy Gothein
Entstehung
Seite
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LEONARDO BRUNI ÜBER BARBAROS INVEKTIVE 47

überwältigen lasse, als daß ich von mir abschüttelte oder mich zu tragenweigerte, was du einmal wenn auch schweigend meiner Begabung undmeiner Treue aufgebürdet hast. Leb wohl!»

So macht man einen Gegner mundtot, damit er selbst nicht mehr weiß,was er will. Der Empfänger dieses ausführlichen Schreibens, Lorenzode'Monaci, wird in Verlegenheit gewesen sein festzustellen, wo derkluge Francesco nun aufrichtig ist und wo er ihn nur zum besten hält,da dies schalkhafterweise ganz durcheinander geht. Lorenzo scheintjedenfalls mit seinen väterlichen Ratschlägen zurückhaltender gewordenzu sein, weil wir gar nichts mehr darüber hören. Mit Jubel und Freudewurde hingegen der Brief von den Freunden Francescos im humani-stischen Lager aufgenommen, denn er war ein Zeichen, daß die neueLehre in dem Jüngling gezündet hatte. Die stolze Hoffnung, die man aufihn setzte, hatte ihre erste Bewährung gefunden. Bald sollte ihr einezweite, noch größere folgen, die den jungen Francesco über Nacht zueinem berühmten Manne machte. Besonderen Anteil nahm LeonardoBruni, der im April 1418 aus Florenz an Guarino schreibt: «Heute lasich den Brief unseres Barbaro, des vortrefflichen und beredten, den erdem kretischen Kanzler Lorenzo würdevoll zugleich und prächtig unterdem Namen einer Verteidigungsrede geschrieben hat. Obwohl ich michüberaus daran ergötzt habe, denn nichts ist von ihm übergangen worden,so daß ich glauben sollte, der Verleumdung jenes Mannes sei überreich-lich heimgezahlt, so wünsche ich doch, nach meinen Kräften unsermZensor und Verbesserer auch zu antworten, weil die Anschuldigung eineallgemeine ist und ebenso mich berührt, der ich seit ehedem als Freund des-selben Lorenzo bekannt bin 45 ...»Schon vor zehn Jahren hatte Bruni, derspäter eine Abhandlung über die richtige Art des Übersetzens «DE INTER-PRET ATIONE RECTA» verfaßte, in der Vorrede einer dem alten ColuccioSalutati gewidmeten Plutarchübersetzung, der Vita des Triumvirn MarcAnton , beklagt 48 , daß die Taten der römischen Vorfahren, «durch die derName Italiens im ganzen Erdkreis hochberühmt geworden wäre», voll-ständig in Vergessenheit gerieten, so daß man nicht einmal mehr ihreNamen kenne.