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Francesco Barbaro : Früh-Humanismus und Staatskunst in Venedig / Percy Gothein
Entstehung
Seite
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II BILDUNGSMÄCHTE

Würde und römische Majestät weit über die anderen Völker hervor-ragen. «Da er solchen Vorsatz schon als Knabe gefaßt hatte, fiel es ihmzu, daß ihm als Jüngling unsere Republik die Obhut und Statthalter-schaft der ganzen Insel Kreta anvertraute.» (Trevisano war 1403 mit demTitel eines Cavaliere zum Capitano del regno di Candia gewählt [ballotato]worden.) «In diesem Amte zeigte er lateinische Klugheit und griechischeLiebenswürdigkeit. Er hatte die Absicht, auch griechische Bildung undLehre von denen, die dort waren, sich anzueignen. Das hätte er, wie ihmsein Sinn stand, leicht erreicht, wenn nicht, ich weiß nicht durch welcheBestimmung des Schicksals, ihm Zeit und Lehrer gemangelt hätten;aber man sollte es ihm nicht als Fehler anrechnen, pflegte er zu sagen,sooft ihm von Ungebildeten seine edle Begierde zerpflückt wurde, wenner diese Wissenschaft als ein gleichsam schon Wissender nach Ablaufseiner Amtszeit in Padua (sein letztes Amt als Capitano von Padua tratTrevisano 1413 an) an sich risse. Er schied aber daraus sterbend imAlter von 43 Jahren 44 ...» Man sieht hier deutlich, wie von Trevisano zuBarbaro der humanistische Gedanke von einer Generation zur andernwächst. Daher die stolze Freude Francescos, daß er schon in der Jugenderreicht, was sein hochstehender Führer vergebens im Alter für sich er-hoffte. Noch einmal im Schlußwort kommt die vorsichtige Versteckt-heit des Jüngeren gegenüber dem älteren Manne in Amt und Würdenzum Ausdruck. Er findet, es sei jetzt genug, er käme zu sehr insDozieren und wolle ihm doch nur folgendes zu bedenken geben: «Ichfürchte nicht, daß ich mir mehr angemaßt habe, als ich durfte, wennich mit dir nicht einerlei Meinung bin; freilich, wenn du im Ernst ge-schrieben hast, so weichst du von all den höchst bedeutenden und löblichenMännern ab.» Francesco ist seines Sieges so sicher, daß er seinem Wider-part goldne Brücken des Rückzuges baut und ihm die Umkehr leichtmacht. Lorenzo meine es gar nicht so, wie er geschrieben habe, sondernwolle ihm, dem Jüngeren, Gelegenheit geben, seine Kunst zu zeigen. MitGeschick führt er diese Annahme bis zu Ende durch, doch ist hinterseinen Worten eine unverkennbare Ironie verborgen. «Mit dem Ent-schluß, deinem Wunsche zu entsprechen, habe ich erheblich mehr, als ichtragen kann, auf mich genommen, damit auf diese Weise besondersersichtüch werde, daß ich mich lieber von der Wucht der Aufgabe