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Francesco Barbaro : Früh-Humanismus und Staatskunst in Venedig / Percy Gothein
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BARBAROS NACHRUF FÜR ZACHARIAS TR EVI SAN O 45

weniger durch Weisheit als durch Unbescholtenheit und ernste Würde ihres Auftretensden Untertanenstädten ein vollkommenes Muster der Republik vor Augen stelltenund sie noch einmal so sehr in der Hingabe an sie bestärkten. Sie erwählten ge-wöhnlich zu solchen Statthalterposten Männer, die zuvor schon in andern senatorischenÄmtern oder auf Gesandtschaften eine Probe ihrer einzigartigen Tüchtigkeit abgelegthatten 42 .»

Als solch berühmter Mann, den er sich in allem und jedem zum Vorbildnehmen konnte, trat in Padua dem jungen Francesco Barbaro ZachariasTrevisano gegenüber. Der ältere schon in den Vierzigern Stehende nahmsich des jüngeren Standesgenossen sehr an. Sein frühzeitiger schon imJahre 1413 erfolgter Tod ist einer der Schicksalsschläge, die Francescoin seiner Jugend tief treffen. Er hat deshalb noch im Alter fast an erste Stellein seine Briefsammlung drei Schreiben aufgenommen, die ihn nur mittel-bar anzugehen scheinen, aber alle von dem Tode seines Freundes, zu demer emporsah, handeln. Zwei von diesen Briefen sind im Auftrage von Ver-wandten des Verstorbenen an die beiden dem Zacharias Trevisano nahe-stehenden Kardinäle de Challant und Zabarella 43 gerichtet, welche sich da-mals in päpstlichem Auftrage in Mantua aufhielten. Zabarella antwortetedem Bischof von Padua in warmer Weise, und aus Pietät hat Francesco auchdiesen nicht an ihn persönlich gerichteten Brief in die eigne Samm-lung aufgenommen. Das fast Rührende dieser Briefe liegt darin, wieFrancesco die eigne Ergriffenheit hinter der Trauer der Verwandten desTrevisano verbirgt; er will bei dieser Gelegenheit dem toten Freunde denletzten Liebesdienst erweisen: in beschwingter Prosa gleich einem Ge-dicht erklingt die Totenklage in edelstem Latein.

Dies ist nun der Mann, den Francesco in seinem Briefe an Lorenzode'Monaci als Zeugen für die Nützlichkeit der griechischen Studien bei-bringt. «Deshalb, fährt Francesco fort, werde ich nicht noch Weiteressagen, wenn ich das Zeugnis des besten und berühmtesten Mannes,meines Freundes Zacharias Trevisanus, kurz dargelegt habe. Er, vonNatur an Würde, an Klugheit, Weisheit und Ruhm der Vorzüglichste,war dieser Art Wissenschaft ganz besonders ergeben und bekannte, jenenMännern bewährtesterTüchtigkeit (denÜbersetzern) viel schuldig zu sein.»Durch ihren Scharfsinn, ihre fruchtbarste Arbeit geschehe es, sei es schonvollbracht, daßWissenschaft, Leben, Sitten und Gebräuche derer uns nichtmehr dunkel seien, dank deren Scharfsinn und Tüchtigkeit griechische