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So fandTrapezuntios mit Übertragungen reichliche Beschäftigung. Durchanmaßendes Wesen machte er sich bald unter seinen Kollegen unbe-liebt. Man hat sogar die Vermutung ausgesprochen, Trapezuntios seider geheime Feind Biondos gewesen, der nie mit Namen genannt wirdund der diesen um die Gunst des Papstes brachte; jedoch ist das wenigwahrscheinlich, da Barbaro in seinen Briefen auch von diesem Wider-sacher spricht und es seinem Charakter nach das Gegebene gewesenwäre, die Feindschaft zweier ihm Nahestehender beizulegen.TrapezuntiosArbeiten waren flüchtig und fanden nicht den Beifall des Papstes; dazukam noch ein unerhörter Vorfall, der sich zwischen den päpstlichenSekretären abspielte: der greise Poggio äußerte sich scharf über dieÜbersetzungen des Trapezuntios, so daß es dieser, der nicht weit davonstand, hören mußte. In seiner Eitelkeit verletzt, sprang er auf Poggiozu und gab ihm eine Ohrfeige. Als das dem Papst gemeldet wurde,riß ihm die Geduld und er verbannte Trapezuntios aus Rom . Seit-dem war der Stern des Griechen im Sinken, zumal sein Gönner Bar-baro bald starb und ihn nicht mehr beschützen und empfehlen konnte.Mochte auch der Charakter des Georgios Trapezuntios sich gegenseine Nebenbuhler stachlig erweisen, Barbaro, dem er soviel zu ver-danken hatte, ist er stets anhänglich und treu geblieben. Die Haltungseiner Briefe ist vernehmlich eine andere als die der übrigen Huma-nisten, die an den Venezianer wie an einen Gleichgestellten schreiben.Georg von Trapezunt gebraucht in Untertänigkeit gegenüber dem hohenHerrn Formeln z. B.: «wie es Deiner Exzellenz beliebt», die sich in denandern Humanistenbriefen nicht finden. Doch klingt bisweilen auch derTon echter Dankbarkeit durch: «was immer in uns ist, hat seinen Ur-sprung in dir, durch dessen Hilfe und Werk wir zu Lateinern gewordensind 116 ». Es folgt jene uns schon bekannte Vorstellung, daß nicht nurder geistige Wirkungskreis eines antiken Schriftstellers durch den Über-setzer erweitert wird, sondern daß ihm dadurch ein sagen wir neuesBürgerrecht, wenn nicht gar eine Herrschaft verliehen wird, für die erdankbar sein muß. Damit ist eine feine Schmeichelei für Barbaro gesagt:daß er nicht nur den lebenden Griechen in Itaüen das Bürgerrechterwirke, sondern auch den großen Toten; in der Jugend tat er das durchseine eignen Plutarchübersetzungen und im Alter durch seine Fürsorge,