GESCHICHTE BRESCIAS
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an den Frankenkönig Karl Verlor. In den blutigen Fehden des Mittelalters hat derName des Arnold von Brescia einen besonderen Klang, der eine Weile (bis 113 2) für dieIdee einer gereinigten Kirche seine begeisterten Mitbürger um sich scharte und mit be-waffneter Faust den Verzicht des Papstes auf weltliche Macht, die den Kommunenzustehe, forderte 3 . Seit jener Zeit hören die Bürgerkriege nicht mehr auf. Brescia teiltdas Schicksal der andern oberitalienischen Städte. Im Bund mit Mailand konnte es sichgegen die Hohenstaufen-Kaiser halten und wird 1238 zwei Monate vergeblich vonFriedrich n. belagert. Seit dem Ausgang des xi. Jahrhunderts wurde Brescia durcheigne Konsuln regiert, doch im xiv. Jahrhundert hatte die Selbständigkeit der Stadtein Ende; bald wird sie von den Anjous beherrscht, bald von den Scala und amlängsten von den Mailänder Visconti, ununterbrochen von 13 39 bis 1402 bis zum Todedes mächtigsten Fürsten aus diesem Hause, des Herzogs Gian-Galeazzo , der nahe daranwar, sich zum König Italiens aufzuschwingen. Unter den Wirren der Mailänder Thronfolge hatte Brescia besonders schwer zu leiden. Die Gibellinen wurden dortnach blutigem Aufstand vertrieben, aber von den Visconti wieder eingesetzt. Brescia bekam jetzt einen eignen Stadttyrannen in Pandolfo Malatesta, der es zugleich be-drückte und schmückte (1404—21). Dann beginnt der Kondottiere Graf Carmagnolaseine wechselvolle Politik, die ihm am Ende den Kopf kostete. Brescia vorzüglichwar sein Spielball. In wessen Diensten er gerade stand, dem eroberte er die Stadt.1421 vertreibt er den Malatesta und erwirbt die Stadt mit mailändischen Truppen demHerzog Filippo Maria . Fünf Jahre später steht er in venezianischen Diensten undnimmt Brescia dem Mailänder wieder ab. Barbaro war damals auf seiner römischenGesandtschaft, und wir hören, daß er den Eintritt der Stadt in den venezianischenStaat sehnlichst erhoffte.
Bei der Besitznahme durch die Venezianer spielt schon die bedeutendste BrcscianerGestalt eine Rolle, die später bei der Belagerung Barbaro wertvolle Dienste leistete:Pietro Awogadro, das Haupt einer der beiden Brescianer Parteien. Im März 1426war er der Führer der Verschwörung gegen die Mailänder Regierung. Trautewohl der Herzog Maria Filippo dem Frieden nicht recht ? Genug, er hatte die Zeitseiner Herrschaft seit 1421 dazu benutzt, Brescia mit großen Festungswerken zuversehen. Die Mittel dazu mußten die Brescianer durch erhöhte Steuern und Umlagenaufbringen. Das rief große Unzufriedenheit unter der Bürgerschaft hervor; mansandte eine Abordnung an den Herzog, die aber im Mailänder Kastell nicht vorgelassenwurde. Jetzt sannen die Brescianer darauf, sich dem drückenden Joch der Mailänderzu entziehen und den Schutz Venedigs zu suchen. In der nahegelegenen OrtschaftGussago versammelte Pietro Awogadro seine Mitverschworenen, einige Bürgerdes Ortes wurden ins Vertrauen gezogen, um das Holz zu liefern, dessen man zumBrückenbau für das venezianische Heer bedurfte, sowie um Leitern zum Ersteigender Stadtmauer bereitzustellen. Man wußte nun unauffällig während der Nacht dasHolz in das Haus eines der Verschworenen zu bringen, der damit angeblich einneues Haus bauen wollte. Inzwischen warb Awogadro in den nahen Alpentälernzuverlässige Mannschaften, ohne ihnen zu verraten, was er mit ihrer Hilfe unternehmen
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