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(2.1.1822) 2 Augsburgische Ordinari Postzeitung
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Nro. 2. Mittwoch, den 2. Jan. Anno 1822.

AugsburgiſcheOrdinarPoſtzeitung

Von Staats, gelehrten, hiſtoriſch⸗ u oͤkonomiſchen Neuigkeiten. Mit allerhoͤchſten Privilegien.

Redakteur: E. Frhr. v. Seida. Gedruckt u. verlegt von Joſeph Anton Moy, wohnhaft auf dem obern Graben in dem ſogenannten Schneidhaus.

Wien, den 27. Dez.

Der heutige oͤſterr. Beobachter enthaͤlt Folgendes Berichte aus Konſtantino­pel vom 8. Dez., in welchen weder von Janitſcharen⸗​Aufſtaͤnden, noch von ſonſti­gen Stoͤrungen der oͤffentlichen Ruhe die Rede iſt, enthalten unter Andern folgende Neuigkeiten: Die von der kaiſerl, oͤſterreichiſchen und der koͤnigl. großbrittanniſchen Geſandtſchaft, in Betreff verſchiedener, von fanatiſchen Individuen veruͤbten Ex­zeſſe, an die Pforte gerichteten nachdruͤcklichen Vorſtellungen, haben ihren Endzweck nicht verfehlt. Ein Regierungsbefehl, der die groͤßte Strenge gegen alle Vergehungen dieſer Art vorſchreibt, iſt am 30. Novb. oͤffentlich bekannt gemacht worden. Im Eingange dieſes Befehls heißt es: Die Treuloſigkeit der von der griechiſchen Na­tion angezettelten verraͤtheriſchen Empoͤrung hat alle Muſelmaͤnner, groß und klein,

vereint, um einmuͤthig zu den Waffen zu greifen, und eine kriegeriſche Stel­lung anzunehmen. Es liegt aber der Regierung nur allein ob, jene der auf­ruͤhreriſchen Raajas zu beſtrafen, welche wirklich des Hochverraths ſchuldig ſind; dieß geſchieht auch mit Eifer und Sorgfalt, wenn ihr die des Verbrechens Ueberwie­ſenen in die Haͤnde fallen. Die Abſetzung des vorigen Reis⸗Effendi hatte ei­nige Stockung in die diplomatiſchen Verhandlungen gebracht; in den letzten Wo­chen haben aber verſchiedene Konferenzen mit den auswaͤrtigen Geſandten Statt ge­habt, welchen der jetzige Reis⸗Effendi, der Kadiascar von Rumelien, und Ganib Effendi, einer der erfahrenſten tuͤrkiſchen Geſchaͤfftsmaͤnner, der das Amt des Reis­Effendi bis zum Ausbruch der griechiſchen Rebellion verwaltet hatte, beywohnten. Trieſt, den 24. Dez.

Ueber die vorgefallenen Graͤuelſcenen in Smyrna ſind ſchauderhafte Berichte in Umlauf. Die fanatiſchen Tuͤrken mordeten ohne Unterſchied alle Chriſten, die ihnen im erſten Anlauf vor den Saͤbel kamen. Die Metzeleyen dauerten vom 20. bis 28. Nov. ununterbrochen fort. Vielen Unwillen erregte das Benehmen der

Englaͤnder. Als die ungluͤcklichen Chriſten ſich in Boͤten auf die Schiffe im Haven zu retten anfiengen, zog ſich das engliſche Geſchwader auf die hohe See zuruͤck; wie man behauptete, um es mit ſeinen guten Freunden, den Tuͤrken, nicht zu ver­derben. Deſto menſchlicher und edler handelten die Franzoſen und Oeſterreicher. Unſere Fregatte Leipzig war ganz mit unglüuͤcklichen Griechen angefuͤllt, die dem Schwerte der Tuͤrken hatten entrinnen koͤnnen. Ein ſehr unverbuͤrgtes Geruͤcht aus Corfu laͤßt den, zum Befehlshaber von Tripoliza ernannten Sir Thomas Got­don am Gifte ſterben, das ihm von feindlicher Hand zubereitet worden ſey. ​​Marſeille, den 20. Dez. Handelsberichte von verſchiedenen Punkten melden gleichzeitig, daß die Stadt Patras von den Griechen mit ſtuͤrmender Hand genommen worden ſey, wobey die aus 3000 Mann beſtehende Beſatzung uͤber die Klinge ſpringen mußte. Aus Livorno meldet man, daß dort bereits 800 (iſt wohl uͤbertrieben) Griechenfreunde nach Morea eingeſchifft worden ſeyen. Die dortigen griechiſchen Haͤufer thun viel fuͤr

die Sache.