Nro 3. Donnerſtag den 3. Jan. Anno 1822
AugsburgiſcheOrdinariPoſtzeitung Von Staats, gelehrten, hiſtoriſch⸗ u. oͤbonomiſchen Neuigkeiten.
Mit allerhöchſten Privilegien
Redakteur: E. Frhr. v. Seida. Gedruckt u. verlegt von Joſeph Anton Moy, wohnhaft auf dem obern Graben in dem ſogenannten Schneidhaus.
Wien, den 28. Dez.
Man glaubt nun hier wieder an eine Ausgleichung der tuͤrkiſchen Angelegenheiten, und in Folge deren ſowohl an die Raͤumung der Moldau und Wallachey, als an die Erfuͤllung der uͤbrigen Bedingniſſe Rußlands von Seite der Tuͤrken.
Von der Donau, den 27. Dez.
Man hat neuere Berichte aus Alexandrien in Egypten erhalten, nach welchen ſich perſiſche Agenten bey den Wechabiten beſinden, und dieſelben zu Feindſeligkeiten gegen die Pforte und zum Vorrücken bewogen haben. Einer dieſer Berichte behauptet, daß ſich bereits ein ſtarkes wechabitiſches Korps mit derjenigen perſiſchen Arnee vereinigt haͤtte, die an den Tigris vorgedrungen iſt, was aber nicht ſehr wahrſcheinlich zu ſeyn ſcheint. Nach eben dieſen Berichten herrſcht ein weit umfaſſender Plan, um dem ottomanniſchen Reiche ein Ende zu machen, und zu der Vollziehung dieſes Plans werden alle und jede Feinde der Pforte mitwirken. Daher ſchrieben ſich denn auch die verſchiedenen, in Syrien und den angraͤnzenden Provinzen ausgebrochenen Empoͤrungen, welche zum Nachtheil der verſchiedenen Paſcha's, die gegen die Perſer marſchiren ſollen nicht unbedeutende Diverſionen machen. Jedoch hatte man in Alexandrien beſtimmte Nachricht, daß Bagdad ſich nicht allein noch in der Gewalt der Tuͤrken befindet, ſondern daß die Perſer auch nicht bis in die Naͤhe dieſer Stadt vorgedrungen ſind, indem der Paſcha von Bagdad einige Stunden vorwaͤrts, in der Richtung von Baſſora, eine verſchanzte Stellung genommen hat, in welcher er die Verſtaͤrkungen, die ihm zukommen, an ſich ziehen will, bevor er die Perſer angreift. Dieſe ſeyen ihm an Streitkraͤften um das Dreyfache uͤberlegen, ſo daß man glaubte, ſie wuͤrden ihn angreifen, ehe jene
Verſtärkungen eintreffen. Man verſichert auch, daß die Perſer bisher in allen Gefechten, die ſie den Tuͤrken lieferten geſiegt haͤben und daß ihre Truppen die tuͤrkiſchen in Kriegsuͤbungen weit uͤbertrefſen. — Wir haben Nachrichten aus Epirus bis gegen den 20. Nov. Dieſen zufolge hat Churfid⸗Paſcha, von allen Seiten durch die Sulioten, Epiroten und Albaneſer bedraͤngt, ſich auf ſeinen Hauptfeind Ali⸗Paſcha geworfen, um durch deſſen Vernichtung ſich Luft zu machen. Taͤglich ſtuͤrmen die Tuͤrken ſeit dem 8. Nov. das Kaſtell die betraͤchtlichſten Forts ſind dereits gefallen oder zerſtoͤrt. Ali, ſo meynen die Tuͤrken, koͤnne ſich nicht mehr lange halten. Am 20. Nov. ſollte ein allgemeiner Sturm Statt finden. Die Sulioten benutzen, dem Anſchein nach, ſchlecht dieſen guͤnſtigen Augenblick, die Tuͤrken aus ihren feſten Stellungen zu vertreiben und die Belagerer und Belagerten
zugleich einzuſchließen. Die Urfache dieſer Nachlaͤßigkeit ſoll herrſchende Uneinig
ukeit ſehn, die kein kraͤftiges Zuſammenwirken erlaubt. Sollte Churſid ſich wirklich
des Kaſtells von Janina bemaͤchtigen, ſo glauben die Tuͤrken, er werde durch die erbeuteten Schaͤtze leicht die mohamedaniſchen Albaneſerhaͤuptlinge, deren Verhaͤltniß zu den Epiroten und Sulioten ohnehin hoͤchſt zweydeutig iſt, fuͤr ſeine Sache gewinnen, wodurch die Sache der Griechen wieder ploͤtzlich eine andere Wendung nehmen wuͤrde.