Druckschrift 
1/2 (1834)
Entstehung
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Erstes Buch. Erster Abschnitt.

Zubereitung ganz einfach darin bestand, daß sie die zartenHäutchen, deren sich von jeder Wurzel nicht mehr als 20absondern lassen, mittelst einer Nadel behutsam von derselbenablösten, sie der Länge nach auf einem glatt polirtcn Brettean einander fügten und dann mit anderen Querlagen über-kreuzten, welche mittelst des etwas leimigen Nilwassers miteinander vereinigt, hierauf gepreßt und an der Sonne ge-trocknet wnrden. Nach Anderen nahm man hierzu die unterder äusseren Rinde des Stengels liegenden feinen Häntchen,die natürlich weit länger waren; vermuthlich aber nahm mandieselben sowohl vom Stengel als von der Wurzelzwiebel.Sobald sie getrocknet waren, wurden sie nach ihrer Größe,Stärke und Weiße sortirt und darnach die Preise der ver-schiedenen Sorten des ägyptischen Papiers bestimmt.

Dieses zweite verbesserte Verfahren, den Papyrns zumSchreibmaterial zuzubereiten, fällt, wie Varro ganz richtigbemerkt, in die glückliche Periode Aegyptens, bald nach Er-bauung Alerandriens, also in die Zeit der griechischen Herr-schaft; und Alerandrien, wohin sich nach Zerstörung vonTyrus , der Welthandel geflüchtet, wurde auch der Haupt-stapelplatz des ägyptischen Papiers, welches von hier aus inalle kultivirte Länder der alten Welt versandt wurde. Diesesverbesserte ägyptische Papier erhielt nun zum Unterschiede vondem weit älteren Rohrpapier, den Namen Charte und verhieltsich zu der Papyruspflanze wie die Leinwand zum Flachs;d. h. der Papyrus war das rohe Produkt der Natur, unddie Charte das aus demselben verfertigte Kunsterzeugniß,^)an welchem der ursprüngliche rohe Stoff eben so wenig, alsan der Leinwand mehr zu erkennen war. Als später dieRömer in den Besitz Aegyptens kamen und die Papyruspflanze«ach Rom gebracht wurde, um dort ebenfalls zu Papierverarbeitet zu werden, verwendeten die Römer auf die Be-reitung desselben noch immer weit größeren Fleiß, als die

I.) Weber a. a. O. S. 179. 180.