Erfindung der Schreibekunst. 43
Aegypter, wie wir aus folgender Beschreibung des Pliniusersehen, Statt des trüben Nilwassers, dessen sich dieselbenzum Leimen des Papiers bedienten, verfertigten die Römer einen Leim aus dem feinsten Mehl, das sie in siedendes Was-ser eingerührt, iu welches sie einige Tropfen Weinessig gössen;denn der Leim der Handwerker und der aus Harzen ist schwachund spröde. Noch besser ist der Leim aus Sauerteig oder dieKrumme von gegohrcnem Brode, die man in siedendes Was-ser rührt, uud solches durch ein Tuch seihet. Es setzt sichauf diese Weise um so weniger etwas dazwischen und derPapierstoff wird um so stärker. Jeder Leim aber darf nichtmehr und nicht weniger als ein Tag alt seyn Nachdem dasPapier zum erstenmal geleimt ist, wird es mit dem Hammerdünner geschlagen, hierauf wieder durch den Leim gezogenund dann unter die Presse gebracht, damit es die Runzelnverliert und durch Hammerschläge ausgedehnt wird. Zuletztwird es mit einem Zahne oder einer Muschel geglättet, wo-durch es seine Rauhigkeit verliert, die Buchstaben/aber wenigerdauerhaft werden, indem diese Politur dem Papier zwarGlanz giebt, aber das Eindringen der Dinte verhindert. —Diese Erzählung des Plinius wird vom Cassiodorus be-stätigt, welcher hinzufügt: daß die Blätter der Papierpflanze,wie sie zu seiner Zeit gebraucht wurden, weiß wie der Schneeund aus einer großen Anzahl einzelner Stücke zusammengesetztgewesen, ohne daß man dieß habe bemerken können. Dasauf diese Weise verfertigte Papier brachte man in beliebigeFormen und heftete es auch bogenweise zusammen. 2) Plinius nennt uns 9 verschiedene Arten von Charten, welche in Romverfertigt wurden: dieHieratische oder heilige Charte,welche man besonders zu heiligen Schriften brauchte; dieAugusta; Livia; die Amphitheatrisch e; die Charteaus der Offizin des erfinderischen Fannius; die Saitische;
1. ) ?Iiniu« Iiist. nat. XIII. zg.
2. ) Halle fortges. Magazin. S. 312.