162 Zweites Buch. Sechster Abschnitt.
Folgen der Buchdruckevkunst, und noch fehlte es an einer um-fassenden, zusammenhängenden, aus authenthischen Quellengeschöpften Geschichte dieser großen Erfindung. Von Wemhätte man solche wohl eher erwarten sollen, als von den Ge-lehrten der Stadt Mainz , welcher der unsterbliche Urheberderselben angehört, und wo er die große Idee, die ihn so"lange beschäftigt, unter fortwährenden Bedrängnissen und har-ten Kämpfen mit allerlei Widerwärtigkeiten und Hindernissenendlich glückvoll in Ausführung gebracht? Die Mainzer wußtensehr wohl, daß Johann Gensfleisch, genannt Guten-berg , die Buchdruckerkunst in ihrer Vaterstadt erfunden habe.Allein das typographische Jahrhundert war vorüber, Gutcn-b erg selbst hatte seine Erfindung als ein Geheimniß behandeltsein Gesellschafter Peter Schöffer sie ebenfalls in einendichten Schleier gehüllt, und dessen ruhmsüchtiger Sohn Jo-hann schrieb sie seinem mütterlichen Großvater JohannFust zu. Dieß veranlaßte widersprechende Berichte gleichzei-tiger Schriftsteller; die Zeit entrückte die Hanptnmstände demGedächtniß, und die Hauptquellen, woraus man hätte schöpfenkönnen, lagen argwöhnisch bewacht und Keinem zugänglichin den Archiven von Mainz verschlossen. Dazu kam in Mainz noch die Vernachlässigung der vaterländischen Geschichte, wäh-rend die Studien daselbst von einer Gesellschaft von Männerngeleitet wurden, die an Archivalarbeiten kein Vergnügen fanden.So überzog nun ein tiefes Dunkel die ganze Geschichte derErfindung der Buchdruckerkunst, worin sich Niemand mehrzu finden wußte; und der Erfinder und sein Werk waren inMainz vergessen. Den Mangel einer aktenmäßigen Geschichtedieser, benutzten zwei andere Städte: Haarlem und Straß-burg, der Stadt Mainz die Ehre der Geburtsstadt des Er-finders und der Erfindung streitig zn machen, und sich selbstzuzueignen, ja sogar dem edlen Gutenberg , zum Theil derschändlichsten Verunglimpfung die Ehre und den Rnhm seinergroßen Erfindung abzusprechen.