192 Zweites Buch. Sechster Abschnitt.
erste Urheber jenes Gedankens war. Was etwaFust zur Ausführung desselben beigetragen, mag wohl mehrseinem Bruder Jacob, dem Goldschmied, zugerechnet wer-den, der mit dem Gusse der Metalle, ihrem Eingießen inFormen und Modelle, dem Einschlagen von Stempel bei derCisselirnng von Gold- nnd Silberarbeiten :c., welches Verfah-ren dem der Schriftgießerei ziemlich analog ist, gewiß besserals sein Bruder Johann Fnst, der Rechtsgelehrtc, umzugehenwußte.
Obgleich nirgends mit Bestimmtheit zu entnehmen ist,wanu Gutenbcrg und Fust die Schriftgießerei erfanden: soläßt sich dennoch mit vieler Wahrscheinlichkeit die Zeit dieserErfindung in die ersten Jahre der zweiten Hälfte des 15tenJahrhunderts setzen, da Fust unserem Gntcnberg am 6, De-cember 1452 zum zweitenmal 800 Gnlden vorschoß. Ehediese Erfindung gemacht, würde der kluge Fust wohl schwer-lich dieses zweite Capital in ein Geschäft gegeben haben,das noch keinen Gewinn abgeworfen, nnd wofür ihm Gn-tcnberg kein nenes Unterpfand verschreiben konnte. Jetztaber konnte er eines glücklichen Erfolges gewiß seyn, nndnahm also keinen Anstand, das Geschäft durch einen neuenZuschuß zu fördern. Es scheint aber auch, daß Gnten-berg selbst noch mehr als Fnst in dasselbe verwendet habe;denn Peter Schöffer erzählt dem Abt Trithemins: „daß sie alssie die Bibel drückten, über 4vl10 fl, ausgegeben hätten, ehesie die dritte Qnateruion — den l2teu Bogen — zu Standegebracht." Da nun die zweimaligen Zuschüsse Fnst's in I600fl.bestanden, so erhellt daraus, daß Gntenbcrg — vielleicht durchUnterstützung seiner nahen Verwandten — über 2400 fl. müssebeigetragen haben.
Die Erfindung der Schriftgießerei bezeichnet die zweiteund wichtigste Epoche in der Erfindung der Buch-druckerkunst, Sie fällt in die Zeit, wo Gutenberg und Fustnoch allein, ohne Verbindung mit Peter Schöffer ,die Knnst ausübten. Ohne die Erste konnte die Letzte nie