210 Zweites Buch. Sechster Abschnitt.
hörten zu den ersten zünftigen Familien von Mainz , standenin großem Ansehen, und waren sehr gefürchtet.
Fust und Schöffcr hatten ihren Zweck erreicht. DieGesellschaft war aufgelöst, und die Druckerei in ihren Händen.Gntcnbergs gänzliche Vcrmögenslostgkeit ließ sie nicht befürch-ten, daß er irgendwo zur Errichtung einer neuen DruckereiUnterstützung durch Vorschüsse finden und mit ihnen in Con-currenz treten dürfte; vielmehr hofften sie, daß er durch dievielen Kränkungen und den Verlust seines Vermögens abge-schreckt, diesem Vorhaben gänzlich entsagen würde. Alleinsie irrten sich. Gutenberg hatte nur sein Vermögen, abernicht seinen Muth verloren.
§. 70.
Es lebte damals in Mainz ein wegen seiner Kenntnissesehr angesehener und vermögender Mann, Conrad H umery,Doktor der geistlichen Rechte und städtischer Syndikus, bekanntin der Mainzer Stadtgeschichte als ein geschickter und eifrigerGeschäftsmann, der ohne Zweifel das ungerechte Urtheil desweltlichen Gerichts mißbilligt und Gutenbergs große Ver-dienste erkannt haben mochte. Er nahm keinen Anstand, Letz-terem auf sein Verlangen so viel Geld vorzustrecken, als erbedürfte, um sich eine neue Druckerei anzuschaffen. Aber dieEinrichtung derselben forderte viel Zeit, da Alles, was dazugehörte, durch Gutenbergs Hände verfertigt werden mußte.Wie lange er mit dieser Arbeit zugebracht, und in welchemHause er seine neue Druckerei errichtet, ist nicht genau zu be-stimmen. Da sein Haus zum Gutenberg in alten Urkundennie das Druckhaus genannt wird, so ist es wahrscheinlich, daßer seine Offizin im Hofe zum Jungen errichtet habe, welcher,sowie das Haus zum Humbrecht noch lange Jahre diesenNamen behielten, nachdem sich keine Druckereien mehr darinbefanden.
Fünf Jahre lang gab Gntcnbergs nene Presse kein Le-benszeichen vou sich. Erst 1460 erschien aus derselben: