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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
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Drittes Kapitel.

ersten Stock herunter in den unteren, um, wie es hieß, die De-putation der Heidelberger Studenten zu empfangen. Im Triumphwurden wir die Treppe hinaufgeschoben, dort mit Umarmungenund Vivats aufgenommen, uud alles war ein Jubel. Man be-gleitete uns mit einem großen Gefolge in unsere Herberge (dertiefe Keller genannt) zurück und kam am anderen Morgen schonin aller Frühe uns abzuholen und zu offiziellen Siegesfestlichkeiteneinzuladen. Während der Nacht waren wir nämlich zu einer Depu-tation der deutschen Universitäten herangewachsen. Die Stadtschwamm in einem Meer von Aufregung, überall Fahnen, Ko-karden, Ansammlungen um einzelne, die von einem Prellsteinoder einer Haustreppe herab die neuesten Zeitungsberichte vorlasen;elektrische Telegraphen gab es noch nicht, und der Lufttelegraphwar sehr lakonisch. Des Nachmittags betheiligten wir uns aneiner offiziellen Versammlung, die in einem großen Saale statt-fand, wobei man uns Ehrenplätze angewiesen hatte. Meinenbeiden Freunden, die dicht vor dem Examen standen nnd denpolitischen Tenfel viel weniger im Leibe spürten als ich, wurdeaber allgemach die Sache etwas unheimlich. Sie gaben zu be-denken, daß die Zeitungen sich der Sache bemächtigen und sie bisHeidelberg tragen könnten, wo man mit ihnen nnsauft ins Gerichtgehen würde. Ich fügte mich einsichtig ihren Erwägungen nndam folgenden Tag fahren wir heim. Als' wir uns Karlsruhe näherten, drang die Kunde auf den Zug, daß daselbst eiue poli-tische Bewegung ausgebrochen sei. Sofort beschloß ich, mich vonmeinen Gefährten zn trennen, ließ sie allein nach Heidelberg fahrenuud ging nachKarlsruhe hinein, wo ich einen Bekannten anffnchte. Ererzählte mir, daß man sich allerdings nicht ganz geheuer in der Stadtund bei Hofe fühle, da es heiße, es seien allerhand verdächtige Subjekteangekommen; für den Nachmittag sei deshalb eine Bürgerversamm-lung auf dem Rathaus augesagt. Er bot mir an, mich dahin zu be-gleiten, und ich nahm an. In der sehr friedlichen Versammlung wurdeüber die besten Maßregeln zum Aufrechthalten der öffentlichenOrdnung beraten und namentlich wurde empfohlen, Lehrlingeund Kinder zu Hause zu halten. Auch eine Erklärung an denGroßherzog ward abgegeben, daß er sich inmitten seiner treuenResidenz recht sicher fühlen möge, zu welchem Zweck ihm angeboten