Journalist und Volksredner.
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fortgetrommelt, gehofft und geglaubt! Noch wenige Monate und Ihrseid es gewohnt. In diesem Augenblicke gilt es, das Größte zu be-gründen: daß die Politik in die Sitte des Volkes gehe. Schaffet das,nnd wir wollen sehen, ob es gelingen wird, das Volk wieder zuignorieren."
In dieser Stimmung ging die Zeit herum, die uns nun einegroße Demonstration bescheren sollte: das Jahresfest der PariserRevolution vom 24. Februar. Ein großes Bankett sollte dieHauptfeier bilden; wareu doch Bankette der Ausgangspunkt desLosbruchs vom vorigen Zahr in Frankreich gewesen.
Unsre Verlegenheit bestand nnr darin, daß auch der größteFestraum nicht entfernt ausreichen konnte, um die Zahl der Lieb-haber zu fassen.
Unser Ausschuß war zu dieser Zeit zu einer Art Volksregierungüber die ganze Provinz ausgebildet. Seine Publikationenlauteten wie Amtserlasse, z. B. Überschrift in fetten großenBuchstaben:
„Der Hauptort des Bezirksverbandes von Rheinhessen undKrenznach an sämtliche Demokratenvereine dieses Bezirks. Wirhaben in der Wohnung des Bürgers Cathiau, zum Hahuerhof,auf der Augustinerstraße in Mainz , eine Kommission, bestehendaus Mitgliedern des Ausschusses des hiesigen demokratischen Ver-eins, niedergesetzt, welche jeden Dienstag nnd Freitag (dies warendie Tage, an dem die Landleute zum Markt kamen) von 1 bis3 Uhr des Nachmittags nicht allein Auskunft über die Beziehungenund Verhältnisse unseres Vereiuslebeus zu geben, sondern auchallen Vereinsmitgliedern der Provinz in ihren privatrechtlichen,politischen oder Gemeindeangelegenheiten Rat zu erteilen beauf-tragt ist.
Das Bezirksdirektorium."
Am 19. Februar ergingen die ersten Ausforderungen zumFestbankett im Theater. Bereits am folgenden Tag mnßte dieLokalität in die große Fruchthalle verlegt werden, weil der Ranmdes Theaters nicht ausreichte.
Aber auch dieser größere Raum erwies sich sofort als viel zueng. Eine am folgenden Tag ergangene Verkündigung ging da-hin, „daß die demokratischen Vereine des Bezirks Wahlen vor-