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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Drittes Kapitel.

Nach dem üblichendonnernden Bravo" gab der Präsidentdas Wortdem Bürger Fröbel über die Revolution".

Dieser, mit der Glorie seiner Wiener Erlebnisse um dasHaupt, wird stürmisch begrüßt und beginnt mit der Anrede:Freunde und Brüder", was bemerkt zu werden verdiente, weil imGrunde Fröbel, eine durch und durch aristokratische Natur undErscheinung, mit welcher auch seine spätere Zukunft harmonierte,sich doch nicht der herrschenden Stimmung entziehen konnte. SeinThema war: Ganz Europa , der Osten wie der Norden, muß dieRevolution durchmachen, ehe sie zu einer nachhaltigen Umgestaltungder internationalen, wie der gesellschaftlichen Zustände führen kann.

Der Revolution, welche alle europäischen Volker in sich begreift,welche im Westen dem hungernden Jrländer Nahrung schafft und imOsten die Ketten der Leibeigenen am Ural löst, welche im Süden denLazzaroni zum Staatsbürger macht und den russischen Norden derIdee der Freiheit öffnet, der europäischen Revolution bringe ich meinHoch!"

Dann brachte der Bürger Würth (genannt der Tyrann vonSigmaringen) ein Hoch aus die Republik ans. Ihm folgteRömisch aus Leipzig mit einer langen brünstigen Rede, die mitdem Hoch ans die sozialen Bestrebungen endete. Es ist be-zeichnend, daß der Sozialismus bereits damals von Sachsenvertreten war, welches der sozialistischen Partei im nenen Reichdie stärksten Legionen zuführen sollte. Bei den Worten:Diewahre Demokratie ist die soziale Demokratie", brach ungeheurerJubel aus, und die Mnsik mußte mit Tusch einfallen. BürgerRühl aus Hanan, das Oberhanpt der Stadt und der deutschenTurner, redete für den Bund der freien Völker. Zitz, derLiebling der Mainzer , feierte daranf die Franzosen als dieeigentlichen Schöpfer der Revolution und insbesondere dersozialen,die Sie alle im Herzen tragen." Merkwürdig war dieProphezeiung:Ich glaube, daß die Franzosen alles alsWahrheit hinstellen werden, woran deutsche Professoren unddeutsche Theoretiker verzweifeln." Gerade den deutschen Pro-fessoren und Theoretikern war es doch vorbehalten, im Lanf derZeiten die Lehrer der Franzosen im Sozialismus zu werden.Das zum Schluß ausgebrachte Hoch aus die Franzosen ward von