Journalist und Volksredner.
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Dräxler-Manfred, in dero würdigem Organ, der „Darmstädier Zeitung",mit einigen Züchtigungen bedenken ließen, wie sie einem demokratischenLügenblatt doch von Gottes uud Rechts wegen von Zeit zn Zeit gebühren.Und unsere Beunruhigung ist um so größer, als wir Jhueu vor einigerZeit eine Frage über Ihr unvergleichlich solides Papiergeld gestellthaben, eine Frage, die sogar etwas verfänglich ist, und die uns zu derErwartung berechtigte, daß Sie nns in bekannter Freigebigkeit einDntzend „Lügner", „demokratische Verleumder" und andere dergleichenHessen -Darmstädtische Garantien der Ruhe und Ordnung oktroyierenwürden. Ew. Hochwohlgeboren müssen sehr, sehr krank sein. Wiekäme es sonst, daß wir seit 14 Tagen noch keine Antwort erhaltenhaben auf die von uns bescheideutlich gestellte Anfrage: „Ob es nichtwahr ist, daß von Darnistadt ans an rheinhessische Finanzstellen dieWeisung ergangen, so viel als möglich Silber- nnd so wenig als möglichPapiergeld hinüber zu schicken?" Haben wir doch besagte Frage mitgesperrter Schrift drucken lassen, und ist sie durch alle hessische demo-kratische Blätter gewandert! Und dero würdiger Diener ist in derowürdigem Organ noch immer nicht über diese Frage mit edlem Unwillenund iu seiner bekannten edlen Hofsprache hergefallen? Dieses Schweigenbennruhigt uns erschrecklich. Gott im Himmel! wenn etwa Ew. Hoch-wohlgeboren sich infolge vielen Nachdenkens ein Gehirnleiden zngezogen Hütten? doch hoffentlich kein organischer Fehler? Wie? Wersollte dann das Geld für alle die schönen Soldaten auszahlen, welchenächstens eingekleidet werden? Wer sollte die Papierscheine unter-zeichnen? Wo käme die gr. Hess. Ruhe und Ordnung hin? AntwortenSie doch bald, damit wir aus dieser Uuruhe erlöst werde». Uud sehenSie, die Sache hat außer Ihrer werteu Person noch eine weitere, aller-dings untergeordnete Bedeutung, die Wohlfahrt des Landes nämlich.Da giebt es Leute, und namentlich Demokraten, welche aus IhremStillschweigen schließen, daß die betreffende Weisung wirklich vonDarmsladt ergangen sei. Wir nnsererseits bemühen uns allerdings,diesen Leuten die UnWahrscheinlichkeit einer solchen Verfügung vor-zustellen. Wir haben diesen Leuten auseinandergesetzt, daß ja eine solcheMaßregel nicht bloß für Rheinhessen verderblich, sondern sogar denStainmprovinzen gleich nachteilig sei, daß sie vollends das neuePapiergeld ruinieren müßte; daß ja ein Kind begreifen könnte, daß einPapiergeld, welches die eigene Regierung nicht haben will, auch dasletzte Vertrauen verliert, uud daß es nicht schneller entwertet werdenkann, als wenn es systematisch in einem Teil des Landes, dem be-lebtesten dazu, znsaimnengestant, gleichzeitig aber alles Metall ausdemselben herausgezogen wird. Das alles haben wir den Leuten vor-gestellt und sie gefragt: Glanbt ihr denn, daß ein gr. Hess. Finanz-ministerium so bodenlos unwissend uud borniert sein könnte, um nicht