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Drittes Kapitel.
Edle, „das müssen Sie mir lassen, daß ich es immer redlich gemeinthabe!" und in sein Reichsorgan, in die löbliche Oberpostamtszeitung,die es stets ebenso redlich gemeiiÄ hat, läßt er schreiben: „Die deutscheRevolution ist gelungen!"
Mehrere Tage lang hielten sich noch die Illusionen über denErfolg der nach Berlin entsandten Kaiserdeputation mühsam aus-recht. Dann brach mit der definitiven Weigerung FriedrichWilhelms auch die Hoffnung der Zähesten zusammen. Der Königerklärte, daß die Frankfurter Versammlung gar kein Recht habe,über das zu verfügen, was sie ihm anbot, daß nur aus denHänden seiner Mitsürsten er etwas der Art annehmen könne; zu-gleich wies er den Gedanken, sich der Reichsverfassung, wie sie inFrankfurt beschlossen war, zu unterwerfen, weit von sich ab.
Die stückweise einlaufenden Berichte über diese Verhöhnungder mit so viel Pomp an Worten und Gesinnungen, mit so vielKunst und so vielen Kreuz- und Querzügen zum Abschluß ge-führten Proklamation eines preußischen Erbkaisertums, entfesseltennatürlich einen Sturm von Spott und Entrüstung in den Reihender radikalen Gegner. Und diese Stimmung wurde noch geschürtdurch das, was darauf folgte.
Während die einen noch immer ihren Traum nicht aufgebenwollten, sondern sich auf neue Versuche vertröstete», suchten dieanderen die Trümmer zu retten, indem sie wenigstens die Ver-sassung in Sicherheit zu bringen und die Qberhauptssrage inandrer Weise provisorisch zu lösen suchten.
Damals tauchte auch der Gedanke auf, einstweilen eineRegentschaft aus fünf Erwählten an die Spitze zu stelleu, um derVerfassung eiu Notdach zu geben. Bekanntlich vollzog sich auchdie Sache, aber als die letzte Erscheinung des Todeskampfes imRumpfparlament zu Stuttgart .
Interessant ist, daß in jener Zeit mehrmals das Gerüchtumging, Friedrich Wilhelm wolle abdanken, sein Nachfolger, derPrinz von Preußen, werde die Kaiserkrone annehmen. Daranwar natürlich nichts wahr und nicht zu denken. Denn der Prinzwar damals in der öffentlichen Meinung noch unbeliebter als seinregierender Brnder. Aber merkwürdigerweise sollte doch das da-