172 Drittes Kapitel.
Gebiete, von dies- und jenseits des Rheins, Preußen und Nassau, zuzahlreichem Besuch ein. Endlich aber ist es keineswegs nnsre Absicht,die, welche nicht sich bereits zur strengen Demokratie bekennen, auszu-schließen. Wir wollen eine allseitige Prüfung der Frage herbeiführen.Jeder Beitrag von Meinungen, woher er auch rühre, ist uns will-kommen. Wir wollen die beregten Versuchungen uud Zweifel imSchoße unserer eigenen Partei zn einer allgemeinen Entscheidnng bringen.Die andren Parteien werden einsehen, daß hierin vielmehr eine Auf-forderung zur Teilnahme, als eine Zurückweisung liegt."
Und in der That hatte gerade dieser Schluß meiner Auf-forderung eine überraschende Wirkung. Unsre gegnerische Partei,die gemäßigten Liberalen, die man die „Wohldenkenden" nannte,und heute die Nationalliberalen nennen würde, kurz, die vor-nehme Bürgerschaft beteiligte sich ganz hervorragend an der Bürger-versammlung.
Die Einladung zn derselben, in großen Lettern in den Zeitnngenergangen, gab als Tagesordnung an: Beratung gemeinsamerMittel zur Aufrechterhaltung „der Reichsverfassung". Die zweiletzten Worte, waren in Gänsefüßchen eingerahmt, wohl um anzu-deuten, daß wir diese für ein sehr zweideutiges Wesen hielten.
Gerade die, welche noch am längsten zn den Vertrauens-vollsten gehört hatten, waren durch den Auflösungsprozeß iuFrankfurt am meisten aufgeregt, und während bisher die erbittertsteFeindschaft zwischen ihnen und uns geherrscht hatte, schlössen siesich eifrig nnsrer Demonstration an.
Am Sonntag, 29. April, strömte es von allen Seiten nachBingen. Von Mainz gingen vier vollbeladene Dampfboote ab.Zitz ward zum Vorsitzenden erwählt. Unter den Sekretären figuriertein Obergerichtsrat, Glaubrech, aus Mainz , eine der angesehenstenPersönlichkeiten, der zur Bürgerpartei gehörte.
Die Debatte drehte sich vornehmlich nm die Frage, mitwelchen Mitteln die Reichsverfassung zn halten sei. Ein sehrkonservativer Gymnasiallehrer, namens Schöller, that den Ans-spruch, auch seiue Partei wolle die vieruuddreißig Fürsten be-seitigen. Alle Redner erinnerten an die Täuschungen von 1813und 1830. Es wurde der Antrag gestellt und angenommen, Geldfür Waffen zu sammeln, ebenso wurde eine Adresse an dieSoldaten beschlossen.