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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Briefwechsel inu der Braut.

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Denkmaschine werden, wenn man, wie ich, seit mehr als einemMonat jeden und jeden Tag einen ?rsmisi- schreiben

muß. Davon wird mich nun zwar die nächste Zukunft nicht be-freien, denn ich habe mich auf den Winter wieder mit derMainzer Zeitung" verheiratet und keine große Aussicht aufVermehrung des Redaktionspersonals; aber ich habe mir zur Er-lösung jeder Art wenigstens vorgenommen, die Regelmäßigkeit inmeine Arbeit zu bringen, welche mehr als freie Stunden dieZeit und den Kopf zusammenhält. Bis auf diesen Tag warmein Leben, wenn auch mit mehr Anstrengung in der letztenZeit, doch eine Fortsetzung des provisorischen Jrrlichtelierens, dasin Frankfurt seinen Anfang nahm. Hunderterlei zurückgelegteGeschäfte, die durch das Verschieben immer lästiger und schwererwurden, spiegelten sich auf einem Tisch, der mit verwirrtenPapierstößen bedeckt war, und so lange ich nicht zn einemsäubernden Abschluß kam, verfolgte mich stets die Unbehaglichkeitund die vagierende Lust des alten Nomadenlebens. Nun soll esanders werden. Gestern, vor meiner Abreise, habe ich alles auf-geräumt und in Ordnung gebracht, und bin überzeugt, daß ich beimeiner Rückkehr eine viel besser benutzte und beruhigendere Zeitbeginnen kann. Meine Angelegenheiten treiben mit dem viel-gewundenen Strom der Zeit selber planlos, wie es uicht anderssein kann, voran. Ich habe Dir, glaube ich, schon geschrieben,daß ich von meinem ursprünglichen Plane, den Winter der stillenMuße au einem zurückgezogenen Platze zu widmen, abgekommenbin, weil bei dem fortwährenden Steigen und Fallen der Be-wegung nicht zu erwarten ist, daß ich mich irgendwo dem Forumentziehen könnte. So hoffe ich jedoch, wie bemerkt, meine Thätig-keit zu regeln, daß ich gleichzeitig mit dem Produzieren wenigstensden Stoss der Tagesgeschäfte und das ist am Ende das besteuud meiste aus allen Stoffen solider in mich aufnehmen kann.Da mein Gehalt erhöht ist (1000 Gnlden), so werde ich vielleichtnoch für einen Universitäts - oder sonstigen Aufenthalt erübrigen.Von der Berliner Mission (zum demokratischen Kongreß) erwarteich nichts. Es ist mir aber immer eine angenehme Reise, derEinsicht in die Welt und in die politischen Dinge wegen."

Am 6. November wieder auf dem Dampfboot und dem Rück-