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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Fünftes Kapitel.

war ein Radikaler aus der Pariser Schule desNational", andem er unter Armand Carrel mit gearbeitet hatte, stets bereitseine Gegner ohne viel Federlesens zu unterdrücken, nnd als alterJunggeselle allen Freuden des Lebens nach Herzenslust opfernd.Wenn die Rede darauf kam, daß die in der letzten Revolteunterdrückte Gegenpartei versuchen möchte, ihm Schwierigkeiten zubereiten, so sagte er:sie solleus nur unternehmen, ich werde ihnenzeigen, daß ich nicht mit mir spaßen lasse; Isnr rnontrsr^i Hus8UI8 xg,8 raallokot." Doch ließ er sich auch von seineneigenen Anhängern nichts auferlegen, was ihm nicht zusagte.So zog er sich den Ingrimm namentlich der Flüchtlingswelt zu,als er Mazzini, der sich mehrmals heimlich auf das Genfer Gebiet begeben hatte, um zu konspirieren, durch Gendarmen ab-fassen ließ und auswies. Er wollte keiue Händel mit den Nach-barn haben.

In der That waren die Flüchtlinge in der ganzen Schweiz für die Behörden die Quelle vieler Tribnlationen. In Genf waren sie aus aller Herren Ländern versammelt, Deutsche,Franzosen, Italiener, Russen, zu deueu nach der Katastrophe vonVilagos noch die Ungarn kamen; ebenso waren alle Schattierungenvertreten von den einfachen soldatischen Typen, wie Klapka und Türr,bis zu dem deutschen, damaligen Kommunisten Braß (nachmalsRedakteur derNorddeutscheu Allgemeinen Zeitung") und zu JohannPhilipp Becker . Man konnte Menschheitsstndien in Hülle und Füllemachen. Besonders wertvoll war für mich auch das Wiederbegegnenmit Moritz Hartmann. In Frankfurt hatten wir nns nnr ober-flächlich kennen gelernt, und ein einziges Mal uns eingehendunterhalten. Hier in Genf hatten wir nun Zeit und Gelegenheit,uns näher zu kommen; Hartmann trat anch in den Kreis vonHerzen ein.

Die Lebhaftigkeit dieses bunten Treibens, die Herrlichkeitdieses zum erstenmal gekosteten, schon südlichen Erdstrichs ver-mochte jedoch den stets Nächstliegenden Gedanken, die Sorge umdie Zukunft, nicht zu bannen. Wie manchmal wandelte ich inherrlichen Nächten, deren Sternenpracht einem tropischen Himmelvergleichbar war, an den Ufern der sanftrauschenden Rhone bis-