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die Bärte lange nicht so verbreitet und wohlangesehen wieheutzutage.
Die Revolution des Jahres 1848 legte den Grund zurUmwälzung. Die Radikalen gaben das Beispiel; auch in Deutsch-land war damals der Vollbart noch ein Anzeichen staats-gefährlicher Meinungen. In der Armee war er in Preußen ver-pönt; in Österreich durften die Offiziere sogar keinen Schnurrbarttragen. In Frankreich war er den Advokaten verboten. Erstdie dritte Republik erkannte ihnen dies Mannesrecht zu. InEngland brach der Krimkrieg den Zanber. Von da erst datiertdie Ära der ZrowiirZ mustacllss.
Im Jahre 1849 aber hatte der korrekte Engländer nocheine wahre Abscheu vor einem nnrasirten Gesicht.
Einer meiner Bekannten, der ein möbliertes Zimmer be-wohnte, führte einige deutsche Flüchtlinge seinem Wirte zu, dieeine Wohnung suchten. Aber als sie sich präsentierten, leugneteder Mann, daß er Zimmer frei habe. Der Insasse, welcher dasGegenteil wußte, darüber erstaunt, stellte den Vermieter zurRede, worauf er die Antwort erhielt: I liks a elsan tg.Ls. DieBärte der Begleiter hatten ihnen das Verderben bereitet.
In jener Zeit, als viele Flüchtlinge nach London kamen,galt der Vollbart für ein Zeichen dieser Besonderheit, und dajeder Fremde sür einen Franzosen galt, so war der Bärtige auchohne weiteres ein französischer Flüchtling. Zweimal ist es mirbegegnet, daß ein Vorübergehender auf der Straße an mich Heran-strich und mir leise hinwarf: Vivs la ksxudli^aö!
Wer war glücklicher, als Mr. Ford, mein ehrsamer Tapezierer,als ich einige Monate später, weil ich in ein Geschäft eintrat,mich entschließen mnßte, alles bis auf den Backenbart ab-zuscheren. In seiner Herzensfreude versicherte er .mich einmalüber das andere, daß mich das viel besser kleide; I a88urö ^ou, itimxrovss vsr^ ivuell.
Übrigens hab ich etliche Jahre später in Holland noch etwasÄhnliches erlebt.
Als ich im Jahr 1851 in Amsterdam sechs Wochen ver-brachte, um holländische Sprache und Geschäftsweise kennen zu