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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
Seite
228
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Sechstes Kapitel.

kongreffen, waren ihm ergebene Frennde, die nichts ohne seinenRa tnnternahmen.

In den letzten dreißig Jahren seines Lebens nahm er einesolche Stellung in Belgien ein, daß sein Hans von früh bis spätbelagert war von allen, die des Rats oder der Hilfe bedurften.Mit einem überaus hellen und erfindungsreichen Geiste verbander ein uueudlich liebevolles Gemüt; das große Vermögen, das erallmählich erwarb, kam seiner schrankenlosen Wohlthätigkeit zuHilfe.

Sowohl Leopold I. , wie sein Sohn ehrten ihn mit ihrem be-sonderen Vertrauen; die Stadt Brüssel entsandte ihn sowohl inihren Gemeinderat wie in den Senat, dem er bis an sein Lebens-ende angehörte. Sein im Jahre 1883 erfolgter Tod wurde inganz Belgien aufs lebhafteste beklagt. Die Stadt Brüssel gabdem Boulevard de l'Observatoire, wo sein Wohnhaus stand, denNamenBoulevard Bischoffsheim" und wählte, um sein Andenkenzn ehren, seinen, bis dahin dem öffentlichen Leben ganz fern-stehenden, Sohn zu seinem Nachfolger im Senate.

Seine freigebigen Werke waren mit Vorzug immer demUnterrichtswesen zugewandt worden, und die Lehrerwelt schätzteihn als ihren größten Gönner.

Die Laufbahn dieses Mannes, dem ich zu großer Dankbar-keit verpflichtet bin, uud von dem ich hier nur in aller Kürzespreche, hat mir stets zu eigner Belehrung sehr viel Stoff geliefert,am meisten aber nach der Richtnng hin, mich von der Über-schätzung des akademischen Unterrichts zu kurieren, die jeder Gra-duierte mehr oder weniger von der Universität nach Hause zubringen pflegt.

Mein Onkel war dreizehn Jahre alt aus der Schule ge-nommen und ins praktische Leben hineingeworfen worden, in demes an Arbeit und Sorgen niemals fehlte. Und dennoch war esihm gelungen, sich einen Schatz von Kenntnissen und eiue Höhedes Urteils zu erwerben, die ihn befähigten, auf gleicher Stufemit den obersten Würdenträgern des Landes seine Stellung imStaat uud iu der Gesellschaft einzunehmen. Sein geradezu an-dächtiger Sinn für alles, was Lehren und Lernen betrifft, warvielleicht mit eine Folge des Bedürfnisses, das er im Laufe