248 Sechstes Kapitel.
trübseligen in Antwerpen , beglückende Tage, und sie stärktenmich für den Seelenkampf, dem ich nun entgegenging.
Denn in dem Maße, als es mit meiner kaufmännischen Be-stimmung Ernst wurde, stiegen in mir immer mehr Abneigungund Zweifel auf.
Die Versuchsstation, aus der das Vorspiel beginnen sollte,war nicht dazu angethan, mir die Sache zu versüßen. DasBankhaus, unter der Firma S. R. Bischoffsheim , in dem ich meinekurzen Übergangsstudien machen sollte, war das älteste, das Stamm-haus des ganzen Geschäfts.
Nachdem der Begründer, der ältere der beiden BrüderBischoffsheim, nach Paris übergesiedelt war, trat an seine Stelleein Verwandter, der ein herzensguter braver Mann, aber vonmäßigen Anlagen war. Ich fand bei ihm und seiner Familiedie denkbar freundlichste Aufnahme. Allein das Fremdartige derLebensweise und des Landes wie seiner Lente machte sich dochviel mehr fühlbar als in dem den Übergang zu Frankreich bildenden Belgien .
Ich trieb mich einige Wochen im Komptoir hernm, ging mitzur Börse, in der es bunter herging als in der Antwerpener,weil das Geschäft in Staatspapieren viel bedeutender war, suchtemich mühsam zu orientieren und ließ mich als ein sonderbaresTier angaffen. Es war nichts weniger als erbaulich.
Da ich auf Sparsamkeit angewiesen war, blieb ich nicht imGasthof, sondern nahm mir eine möblierte Wohnung, die aberhöchst elend war, weil es wenig Auswahl gab, und die schwer-fälligen Leute sich nicht aus andere einrichten mochten. Ichhabe in Amsterdam das schlechteste Bett meines Lebens gehabt.
An der Börse hatte ich auch die Begegnung mit dem Herrn,der, wie oben erzählt, an meinem unschuldigen SchnurrbartAustoß nahm.
Nach etwa vier Wochen kehrte ich nach Antwerpen zurück,und daun hieß es, einen definitiven Entschluß fassen.
Jetzt erst kam die ganze Schwere der Entscheidung über mich.
Eine Reihe von Tagen wurde ich wieder gauz irre anmeinen Vorsätzen. Nach allen letzten Eindrücken kam mir dasUntertauchen in diese Welt doch wieder wie eine Aufopferung