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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Siebentes Kapitel.

gar nicht in politischer Thätigkeit. Und damit hatte sie wirklichrecht.

Nach dreißig und etlichen Jahren war es mir interessant, zuentdecken, wie sich die hohe Polizei und insbesondere die königlichsächsische mit mir beschäftigt hatte, während ich ganz andereDinge im Kopf hatte, als den Frieden Deutschlands zu stören.

Übrigens wurde mein bescheidenes Gesuch, trotz aller gutenEmpfehlungen, von der französischen Regierung abgewiesen. Ichblieb nach wie vor während meines Aufenthalts in Frankreich nur thatsächlich anwesender Fremdling. Der Grund hierfür kann,da sonst die unschuldigen vroits 6s äoraioils civil leicht verliehenwurden, nur darin gelegen haben, daß ich gesellschaftlich viel mitden Politikern der Opposition gegen das zweite Kaiserreichverkehrte.

Für ihre Versorgung mit Nachrichten darüber hatte diePolizei die nötigen Anstalten getroffen. Unter anderem hatte sieimmer eine Anzahl verdorbener deutscher Flüchtlinge in ihremSolde. Ich bin zwar im Punkte des Spionenverdachts immersehr ungläubig, weil die Gespeusterseherei aus keinem Gebiet soviel Unsinn heraufbeschwört wie auf diesem, sei es im Krieg, seies im Frieden. Aber einiges ist natürlich auch wahr.

Ich Habe schon in meinen Pfälzer Erinnerungen erzählt,welcher Unsinn mit dem Spionenverdacht getrieben wurde. Seitdem französischen Krieg ist der Aberglaube bekanntlich ins ver-rückte hinein gesteigert worden. Was man in Frankreich inonekarcl nennt und was in seiner scheußlichsten Abart zum aZsntxrovooatöur wird, ist auch der deutschen Polizei nicht unbekannt.Das Handwerk blühte ganz besonders nach dem Staatsstreich vomDezember 1851, und es scheint mir trotz meines Unglaubensbewiesen, daß etliche deutsche Flüchtlinge und Zeitungs-korrespondenten damals im Dienste der Pariser Geheimpolizeigestanden haben.

Ein dahingehöriger Vorgang wurde mir von Augenzeugenöfter geschildert.

Von dem Korrespondenten einer angesehenen deutschenZeitung war in der Flüchtlingswelt mit solchem Nachdruck be-