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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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verbunden, machten ihn, und mit Recht, zu einem der beliebtestenMenschen seiner jeweiligen Umgebung.

Auch der Arzt, der ihn behandelte, war ein interessanter Mann.Ein Ungar Namens Grnbi, oder wie er sich schrieb Grouby, derbereits damals, anfangs der fünfziger Jahre, sich viel mit Vivi-sektion beschäftigte und die Suggestion bei seinen Patienten,namentlich aber bei seinen Patientinnen, zur Heilung verwertete.So erinnere ich mich eines Falles, in dem er einer mir bekannten,an chronischen Halsschmerzen leidenden Dame verschrieb, sie müssejeden Tag in einem bestimmten Laden sich eine Düte spanischerTrauben kaufen, dieselben in den Garten des Palais Royal mitsich nehmen uud dort vor zwölf Uhr mittags antreten, dann beijedem Glockenschlag eine Beere uuzerdrückt hinunterschlingen. DasMittel half, und seitdem haben ähnliche ohne Zweifel noch oftihre Dienste gethan. Für Hartmann bewährte er sich nicht nurals vortrefflicher Arzt, sondern auch als hingebender Freuud.Der klnge Mann steht noch heute, hochbejahrt, als beliebter Arztin großem Ansehen.

Grouby war zu Hartmann auf Veranlassung eines ungarischenLandsmannes, Friedrich Szarvady gekommen. Dieser war seit derZeit, da er als Sekretär bei der von der Kossuthschen Regierungnach Paris geschickten Gesandtschaft fnngiert hatte, daselbst zurück-geblieben. Als altes Mitglied der europäischen Emigration undmit angeborener Gewandtheit für den menschlichen Verkehr, hatteer sich eine gute Stellung in Paris gemacht, war in den ver-schiedensten Zirkeln eine beliebte Persönlichkeit und trug viel zurBelebung unseres Kreises bei, in welchem er herzlichster Freund-schaft teilhaftig ward.

Besonders interessant wurde er noch nach seiner im Jahre1855 erfolgten ehelichen Verbindung mit einer schon damals undbis auf den heutigen Tag gefeierten Künstlerin, der PianistinWilhelmine Clauß aus Prag . Die auch als Persönlichkeit höchstanziehende Dame war, beinah noch ein Kind, in Begleitung ihrerMutter nach Paris gekommen. Die Mutter erkrankte plötzlichund starb. Der verzweifelten Waise nahm sich besonders dieFamilie des Gelehrten Sabatier au, der mit der österreichischenberühmten Sängerin Unger verheiratet war. Die beiden

Paris .