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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Paris .

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galt, ihm einen Lebensunterhalt zu verschaffen, gelang es durchHartmanns Vermittelung, ihm eine Anstellung in den Gärtnereienvon Ferneres, dem fürstlichen Landsitz des Barons James Roth-schild, zu besorgen.

In dem nachmals durch die Kriegsgeschichte des Jahres 1870berühmt gewordenen Ferneres glaubte man den wohlgenährtenund rotbärtigen Naturburschen aufs beste aufgehoben. Aber seindemokratisches Haupt mochte sich nicht gern dem Joch der regel-mäßigen Arbeit im Dienste der Finanzaristokratie beugen. Seinstiller Groll suchte sich auf die verschiedenste Weise Luft zu machen,unter anderm dadurch, daß er seinen Flüchtlingssrennden kostbareFrüchte aus den Treibhäusern des Barons zum Geschenk machte.So treffliche Ananas wie dazumal hab ich nie mehr gegessen.Es dauerte aber auch diese Herrlichkeit nicht lange. Eines Tagserschien unser Pfau wieder in Paris und erklärte uns, daß er dasJoch von Ferneres definitiv abgeschüttelt habe.

Dies war schon gut, aber was jetzt?

Nuu wurde die Flüchtlingschaft in Bewegung gesetzt, ihmeine andre Beschäftigung zu fucheu; sie hatte auch ein Interessedaran, deun als echter fahrender Scholast lag er bis dahin einst-weilen auf ihr. Endlich wünschte man sich Glück, für ihn einenguten Posten gefunden zu haben.

Ein angesehener Deutscher, der eine Kautschukfabrik hatte,gab ihm aus Wohlwollen eine Stelle als Aufseher in seiner Werk-stätte. Aber nach wenigen Wochen nahm anch dieser Berns seinEnde. Pfau kam zurück und erzählte voller Entrüstung; in derFabrik würden die Arbeitszeiten so pünktlich eingehalten, daß mitdem letzten Glockenschlag der Anfangsstunde die Thüre geschlossenund der Späterkommende nicht mehr eingelassen würde. DiesesUnglück hatte ihn, den Anffeher, just am meisten betroffen, oderwie er es nannte, dieseTyrannei".

Man kann sich denken, daß solche Denkart auch nicht geeignetwar, den schwäbischen Demokraten später mit dem Gedanken einerpreußischen Vorherrschaft über Deutschland zu versöhnen. So bliebalso für jetzt nur die Schriftstellern.

Zum Zeitungskorrespondenten war Pfau bei seiner unwelt-lichen und beschaulichen, unregelmäßigen Lebensweise anch nicht zu