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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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brauchen. Hartmann zog ihn zu seiner Übersetzung bretonischerVolkslieder heran, zu der er durch seine originelle Beherrschungdes deutschen Sprachschatzes besonders geeignet war.

Eine andre Arbeit, ohne Zweifel die, welche ihm am bestenin seinem Leben gelungen ist, die Übersetzung des Onkel Benjaminvon Clande Tillier, wnrde ihm auch durch Hartmaun zugetragen.

Psan hat in seiner Vorrede zn dieser meisterhaften, demOriginal ganz ebenbürtigen Übersetzung eine kleine Geschichte er-zählt, die aber nur zur Ornamentierung der Eingangspforte vonihm erfunden ist. Er berichtet da nämlich, wie er eines Tages,im Anfang der fünfziger Jahre, durch Paris schlendernd, voreiner jener fliegenden Buchhandlungen stehen blieb, welche auf denBrüstungen der Quais und unter den Schwibbogen der Häuserihren Kram ausbieten. Da fielen, so heißt es weiter, seine Augenaus ein geheftetes Bändchen von schadhaftem Aussehen. KeinUmschlag, kein Titel, kein Vorwort, weder Verfasser noch Drucker nichts als ein angeklebter Schmutztitel mit den drei Worten:Non onols LsllMinill. Es fühlte sich schnell unser kundiger Poetdurch den Geist, der ans diesem Findelkinde zu ihm sprach, solebhast angezogen, daß er es um ein geringes sofort käuflicherwarb, damit in den Garten des Lnxembonrg ging, sich alldahineinversenkte und so lange unter einem Kastanienbaum ver-zaubert sitzen blieb, bis er das Buch zu Ende gelesen hatte. Wie schönist diese Geschichte, und wie verzeihlich dies bsn trovato, um desLesers Appetit zu reizen. Darum wird sein Schatten wohl auchein beifälliges Lächeln dafür aus den Elyfäischen Gefilden herab-senden, wenn hier die etwas prosaischere Wahrheit des Hergangeserzählt wird.

Kein fliegender Buchhändler, kein Kastanienbaum, kein un-genannter Verfasser traten dabei auf. Die Sache ging vielmehrmit folgenden natürlichen Dingen zu.

In Brüssel lebte in jener Zeit eine geistreiche Dame vonlebhaftem litterarischen Sinn, Frau Engenie Oppenheim, geboreneEmden, aus Frankfurt a. M., an einen Bankier vermählt. Indiesem Hause verkehrten die deutschen Schriftsteller, welche sich seitden vierziger Jahren zumeist in Brüssel aufhielten. Den Grund

Siebentes Kapitel.