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Siebentes Kapitel.
Freundin, welcher einen Posten im Unterrichtswesen bekleidet, zndieser: Der Hausfreund Deiner Schwester ist Minister des Innerngeworden. Diesen Moment darf man nicht vorübergehen lassen.Du mußt jetzt von Deiner Schwester verlangen, daß ich auf eineuhöhereu Posten befördert werde. Die Schwester findet diese Logikso nnwiderleglich, daß sie sich alsbald und zunächst an die neueFrau Ministerin mit ihrer Empfehlung wendet.
Auch dieser leuchtet die Sache ohne weiteres ein, nur scheint,nach Besprechung mit dem Gatten, die Sache noch ein wenigschwierig, weil dieser doch nicht selbst Unterrichtsminister ist, sondernerst mit Hilfe seines Kollegen zum Ziel kommen kann. Da allenötigen Einfädelungen besser den feinen weiblichen Händen an-vertraut werden, so begiebt sich die Frau Ministerin des Innernzur Frau Ministerin des Unterrichts und trägt dieser ihre gerechteAngelegenheit vor; dieselbe übernimmt sie ad reserendnm an denGatten. Nach etlichem Gehen und Kommen erscheint sie bei derKollegin des Innern mit einem günstigen Bescheid, der nur nochan einer kleinen Nebenbedingung hängt. Nämlich der Unter-richtsminister ist bereit, dem Schwiegersohn der Schwester derFreundin den erstrebten Posten zu geben, aber er kann das nurgewähren, weuu der Minister des Innern dem Schützling einerFreuudin seiner Frau einen ähnlichen Genuß in seinem Departe-ment zn teil werden läßt.
Auf diefeu billigen Handel hin wird die Sache abgeschlossen;beide Aspiranten erhalten ihre Beförderung und haben sich ihrerZeitlebens erfreut. Etwas Arges sah keine der zahlreichen dabeimitwirkenden Personen beiderlei Geschlechts in dieser glücklichenLösung. Ein Liebesverhältnis' war dabei nirgends im Hinter-grunde.
Wie iustiuktmäßig, nnreslektiert ans dem Gehirn der Französindiese Jdeenverbindnng aufsteigt, habe ich selbst nach dem Kriegesogar erfahren, und zwar sehr bald nach Schluß desselben, alsdie Flamme des Zornes noch in ihrer fürchterlichen Glut gegenDeutschland loderte.
Unter der Präsidentschaft von Thiers ward nämlich ein mirerst in den letzten drei Jahren des Kaisertums uäher getretenerjüngerer Mann Unterstaatssekretär im Finanzministerium. Kaum