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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
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Siebentes Kapitel.

natürlich unabsehbar. Die Österreicher besonders hielten zu ihm.Unter ihnen gehörte Johannes Nordmann und Kolaczek zu denbekanntesten. Nordmann war ein schwerfälliger Geselle, der sichbesonders an Ludwig Pfau angeschlossen hatte, und im Punktphilosophischer Anpassung an eine problematische Existenzweisegut zu Pfau paßte. Er kam später, uach Wien zurückgekehrt, zueiner großen Stellung in der Presse und zum Vorsitz des ange-sehenen Vereins Konkordia. Ich habe mir nie erklären können,wie dies unfruchtbare Phlegma diesen Aufschwung nehmen konnte.Kolaczek, ehemaliges Mitglied des Frankfurter Parlaments,gab, wie schon oben erwähnt, eine Zeit lang eine deutsche Monats-schrift heraus. Er ging dann nach Amerika und konute späternach Wien zurückkehren, wo er zur Zeit des Italienischen Kriegesin das Lager der österreichischen Regierung ging, ein offiziösesBlatt redigierte, und, wie Fröbel, mich wegen meines Eintretensfür Italien mit persönlichen Verdächtigungen heftig angriff.

Auch an Künstlern fehlte es nicht in diesem Kreise. NebenHeilbnth, der damals noch nicht den bedeutenden Namen hatte,zn dem er später gelangte, verkehrten hier die Deutschen KarlMüller und Henneberg, jener durch ein großes Bild, der Ausrufder in der Coneiergerie gefangenen Girondisten zur Hinrichtung,dieser durch seinewilde Jagd" berühmt geworden; ferner derBerliner Güterbock. Sie sind später nach Deutschland zurück-gekehrt. Sie waren damals alle jung und brachten zu dem Humor,der in unserer Gesellschaft vorherrschte, noch ihr besonderesKontingentder dem Atelier eigentümlichen Ausgelassenheit. An Bummelwitzwar Heilbnth allen voran. Eines Tages sprach irgend ein dunklerEhrenmann über die große Zahl der Sterbefälle der letzten Wochenrecht salbungsvoll. Mit trockenem Ton siel Heilbnth ein:Ja,ich fürchte, mit dem Sterben ist's überhaupt noch nicht zu Ende."Ein andermal unterhielt man sich über einem befreundetenMaler, der die Ehrenlegion zurückgewiesen habe. Heilbnth, dersie ebenerhalten hatte und darüber sehr vergnügt war, bemerkte:Ja,wenn man die Ablehnung im Knopfloch tragen könnte, das wäre aller-dings noch schöner." Als im Jahre 1857 der Erzbischof Sibourin der Kirche St.Etienne du Mout vou einem ehemaligen Priester amAltar erdolcht wnrde, redete eine fromme Dame Heilbnth mit schmerz-