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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
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Siebentes Kapitel,

Dieser herzlich unbedeutende Mann, welcher es zn einerziemlich hervorstechenden Rolle brachte, ist wieder ein Belegfür die Geltung der Familiendynastien. Wie der GeneralCavaiguae als Erbe seines verstorbenen älteren Bruders zu seinerPopularität kam, so war es auch hier der Fall. Der ältereBruder hatte als talentvoller Journalist sich in hervorragenderWeise an der Opposition gegen die Bonrbonen und an der Juli-Revolution beteiligt. Er starb schon 1841. Beim Ausbruch derFebruar-Revolution fiel dem Meinen die Erbschaft des Namenszu; er wurde Mitglied der provisorischen Regierung, war eineZeit lang Maire von Paris und später unter dem KaiserreichDeputierter und während des Krieges Mitglied des Kouvsrnswsntäs la clökonss llktiormlo. Er war ein harmloser braver Mann,dessen Reden im Privatleben wie im öffentlichen sich in salbungs-vollen Banalitäten bewegten. Später erinnerte mich mein deutscherKollege vou Benda lebhaft an ihn. Es war dieselbe hohe, würdigeGestalt, dasselbe herabwallende Haar, ja sogar derselbe hoheHemdkragen, aus dem das feierliche Haupt herausragte undungefähr derselbe Wortschatz, nur mehr ins nüchterne Norddeutscheübertragen. Im Jahre 1861 machte Garnier-Pages im Diensteder allgemeinen Friedenspropaganda eine Rundreise durch einenTeil vou Europa, hauptsächlich Österreich und Deutschland , inBegleitung von Desmarets, einem der ersten Advokaten von Paris ,der zugleich seit 1848 bis in die siebziger Jahre hiueiu als ge-mäßigter Republikaner eine sehr angesehene Stellung im öffent-lichen Leben einnahm. Beide verstanden kein Wort deutsch. Nachihrer Rückkehr erzählte mir Garnier-Pagos von ihren Thaten; erwar sehr erbaut namentlich von den Versammlungen des volks-wirtschaftlichen Kongresses und der des Nationalvereius, «zn'ilskvaiont suivies a,vee nns attvlltion sontonus!

Jules Simon , mit dem ich noch an anderen Orten als indem Ulbachschen Kreise zusammenkam, war eigentlich so recht einGegensatz zu der eaudiden Fignr des Garnier, obwohl er auch alseine Art schöner Seele dnrch die Welt, ging. Wer seine zahl-reichen Bücher liest, wird seine Philosophie, die eigentlich seinenBeruf ausmachte, recht seicht finden. Seine litterarische Bekannt-schaft machte ich schon, bevor ich ihm persönlich begegnete, durch