460 Siebentes Kapitel,
geschrieben. Damals lachte ich nur über die Geschichte. Aber ichhabe noch in der nenesten Zeit sehr ernste und wissenschaftlichbedeutende Leute kennen gelernt, welche fest und steif behauptenund logisch erklären, daß die Sache gar nicht ohne sei und sichphysiologisch rechtfertigen ließe, ebenso wie die Definition desschreibenden Subjekts aus der Haudschrist, welche ja ganz syste-matisch zu einer Theorie vervollkommnet ist und ihren Kennernzu deu auffallendsten Triumphen verhelfen soll. Ich bin trotzdemdie Skepsis diesen Ansichten gegenüber nie los geworden.
Außer Oppenheim und meiner Fran und mir kamen keineAusländer, aber aus der französischen Provinz erschienen manchmalBerühmtheiten. So Lavertujon, einer der wenigen französischenPnblizisten, die außerhalb von Paris zu einem großen Ruf uudzu einer Stellung in der Öffentlichkeit gelangten. Sein Blatt, diein Bordeaux erscheinende zählte unter den die öffent-
liche Meinung beeinflussenden Organen. Kein anderer Fall dieserArt ist mir bekannt, und wenn anch das Talent des Schreibendenselbst die Erklärung liefern mnß, so ist doch der Fall für fran-zösische Verhältnisse merkwürdig genug.
Eine andere interessante Erscheinung war der Dichter Laprade,der in Lyon wohnte, eine stattliche, hochgewachsene Gestalt mitedler Physiognomie. Er gehörte seiner Hauptrichtung nach derLamartineschen Schule an, aber mit entschieden katholischer Färbung.Die Titel schon seiner verschiedenen Dichtungen lassen ahnen,welchen Geist sie atmeten: I^ss cls Ug-clslsins, la (üolvrs
äs ^S8U8, svg.ll»sli ^uö8. Seine katholische Rich-
tung war zugleich demokratisch und daher, wie es dem SalonDidier entsprach, dem kaiserlichen Regiment feindlich. EineSatyre in Versen, „I.S8 Nu8S8 hatte zur Folge, daß
ihm der Lehrstnhl der Litteratur an der Fakultät von Lyou ent-zogen wurde. Dies geschah gerade um die Zeit, da er im be-sagten Kreise iu Paris erschien, wo er natürlich um so mehrgefeiert wurde.
Frau Didier fing gegen Ende 1862 zu kränkeln an. Siemochte damals in der Mitte der fünfziger Jahre stehen. Beieinem der letzten Besnche, die sie uns machte, bat meine Fransie um ihre Photographie, worauf sie erwiderte, daß sie zur Zeit