461
keine besitze und mit Anfertigung einer neuen noch ein paarJährchen warten wolle; sie sei jetzt gerade in einem „undankbarenAlter, un äZs si in^rat, für Fixierung ihres Portraits". Aberschon im Juni 1863 starb sie uud hiuterließ ihr ganzes mehrereMillionen betragendes Vermögen ihrem Freunde Rey. Diesem,der bis dahin arm wie eine Kirchenmaus gewesen war, bekamder plötzlich niedergehende Goldregen jedoch schlecht.
Kurz zuvor hatte sich Frau Didier unter seiner sachverständigenLeitnng eiue neue splendide Wohnung aufs kostbarste möblirt.Dies alles übernahm nun der Erbe und richtete seine eigeneExistenz danach ein. Doch damit nicht zufrieden, überkam ihnalsbald die Lust, den für seine Vergangenheit immens zu nennen-den Reichtum noch vermehren zu wollen. Den Grundstock desererbten Vermögens bildete ein großes Hochofenwerk in den Ar-dennen. Ney ließ sich verführen, ohne das geringste Verständnisfür Geschäfte, das Unternehmen auszudehnen und sonstige Speku-lationen damit zu verknüpfen; auch kanfte er sich eine Villa ander französischen Riviera. In unglaublich kurzer Frist steckteer bereits daraus iu Geldverlegenheiten und ehe drei Jahre ver-gingen, hatte er alles bis auf deu letzten Pfennig wieder ver-loren und war förmlich zum Bettler geworden, der von denFreunden seiner goldenen Zeit über Wasser gehalten wurde. Na-türlich mußte er alle Herrlichkeiten seiner kurzen Prachtperiodeverkaufen.
Ich hatte zu derselben Zeit gerade eine neue Wohnung be-zogen, und erwarb, was für meine weniger pompöse Einrichtungpassen mochte, von der seinen. Als ich später mich in Berlin einrichtete, brachte ich noch einen ziemlich ansehnlichen Teil diesesInventars herüber, und so kommt es, daß ich bis auf den heutigenTag mit recht vieleu Möbeln umgeben bin, die mich an den Salondes Fanbonrg St. Honors mit seinen längst verklnngenen Zeitengemahnen, so mein Schreibtisch, an dem ich den größten Teil desTages auch in dem letzten Vierteljahrhundert in der Margarethen-straße zu Berlin verlebt habe. Sämmtliche Gegenstände tragen inverschlungener Schrift die Buchstaben A. D. (AglaL Didier), uudda sie von allerersten Fabrikanten herrühren, sind sie noch allewie neu.