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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
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Siebentes Kapitel.

Die im Jahr 1870 wiederkehrende Republik half auch ihremalten Anhänger, Alexandre Ney, wieder aus der Not. Er wurdePräfekt in einem Departement Südfrankreichs . Seit jener Zeitist er meinen Augen entschwunden.

Ein anderer Salon von kleineren Dimensionen und vielweniger bekannt, aber in seiner Weise sehr eigenartig, war dereiner Madame Planat de Lafaye. Ich will gleich bemerken, daßdieser Boden nie von einem Hauch unregelmäßiger Verhältnisseberührt worden ist. Die Dame des Hauses war die kinderloseWittwe eines Generals des ersten Kaiserreichs, den sie, noch jung,geheiratet hatte, als er bereits in hohen Jahren stand. Sie wareine Deutsche aus Bayern gebürtig und sehr vermögend. Aberihr bescheidenes Heim verriet davon nur, was in ihrer freundlichen,doch einfachen Gastlichkeit, in der kostspieligen Lage ihrer Wohnnng,an der Ecke des Boulevard des Italiens und der Chaussee d'Antin,damals noch eins der teuersten und safhionabelsten Quartiere,znm Vorschein kam. Noch einen und recht tenren Lnxns hattesie allerdings, nämlich eine große Vorliebe zu deu Gemäldenvon Kuans, die damals in Paris Furore machten; die bekanntenBilder der Zigeuner und der übernächtigen Musikanten, welcheauf der großen Ausstellung von 1855 die größte Bewunderunggefunden hatten, sah ich in ihrem Salon wieder.

Lansrey hatte mich auf ihren Wunsch bei ihr eingeführt;Damen empfing sie nicht. Die Gesellschaft bestand also aus-schließlich aus Herren, meistens schon ziemlich bejahrten. Lanfrey,der Stammgast war, und ich mögen wohl die jüngsten gewesensein. Zu den Hauptfiguren gehörten die bereits recht alten Littrsund Henri Martin .

Beide kannte ich schon von dem Salon Didier her. Derinteressantere von beiden war Littrs, das Ideal eines Gelehrtennnd Philanthropen, von unendlicher Liebenswürdigkeit und Be-scheidenheit. Ein ganz kleines Männchen, etwa sechzig Jahre alt,aber noch mit glänzend schwarzem Haar, das schlicht, lang vondem sinnigen Kopf herabfiel, der klng in die Welt guckte, abernichts weniger als distinguiert ansfah. Der banmgroße HenriMartin daneben sah gleichfalls nichts weniger als weltmännisch