467
lehrung und Bekehrung zusandte. Ich benutzte wirklich die Ge-legenheit, um einen Blick in diese Geheimlehren zu thun, natürlichnur mit dem Gegenteil des beabsichtigten Erfolges.
Ich glaube, die Homöopathie hat in Frankreich noch mehrAnhänger als in Deutschland .. Meine Freundin behandelte sichbis an ihr spätes Ende — sie wurde 80 Jahre alt — mit ihrenKügelchen und ward dabei natürlich uicht irre in ihrem Ver-trauen.
Die d'Alton-Shses waren von väterlicher und mütterlicherSeite irischer Abstammung; die mütterliche, die Thees, waren mitdem vertriebenen Jakob II. nach Frankreich gekommen. D'Altonsmütterlicher Großvater Shse war unter Ludwig XVI. in dieArmee getreten, setzte seine Dienste unter der Revolution fort,und dieute als General bei den Feldzügen in Flandern. Unterder Restauration wurde er zum erblichen Pair von Frankreich erhoben, nachdem er schon unter dem Kaiserreich Mitglied desSenats gewesen war. Da er keinen Sohn hatte, so erlangte er,daß die Paine auf den Sohn seiner Tochter, Frau d'Altonüberging. So trat dieser unter der Juli-Monarchie in die Pairs-kammer ein (er war 1810 geboren und daher erst von 1835 anstimmberechtigt), welche zwar die im Besitz befindlichen erblichenPairs anerkannte, die Erblichkeit selbst aber abschaffte und durchkönigliche Ernennung ersetzte.
Edmond d'Alton-Shse war, als ich ihn kennen lernte, fünfzigJahre alt und blind. Letzteres wollte er zwar, wie manche seinerLeidensgenossen, nicht rundheraus zugeben. Er sprach immer nurvon „mg, raauvaiss vuö" und setzte es auch durch, angeführtdurch die Straßen von Paris zu gehen, wenigstens auf den ihmvertrautesten Wegen, wobei ihn aber seine Familie, ihm unbewußt,durch einen in kurzer Distanz folgenden Begleiter überwachen ließ.Er hatte noch in einem engen Gesichtswinkel einen Schimmer,der ihm erlaubte, nach einer gewissen Richtuug hin zu sehen, auchdie Stunde auf seiner Taschenuhr zu erkennen, wenn er diese inden richtigen Stand zum Auge brachte, eine Praxis, die er möglichstoft mit einer gewisfen Koketterie in Szene setzte. Er machte wahr,was oft behauptet wird, daß die Blinden guten Humors feien.
30*