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Siebentes Kapitel.
Er war in der That immer fröhlich gestimmt und zu allenAmüsements bereit.
Ich muß aber, dies erwähnend, bemerken, daß meiner Er-fahrung nach das Diktum, die Blinden seien heiter, die Taubenaber mürrisch, im letzten Teil nicht zutrifft. Ich habe viele Taubegekannt, die sehr menschenfreundlich und heiter waren.
In seiner Jngend muß d'Alton von sehr früh an ein höchstausgelassener Tangenichts gewesen sein, der mit seiner Mischungvon irischem Blut und französischer Denkweise nach allenRichtungen hin des Guten zu viel gethan hatte. Er war sichdessen selbst bewußt. Als ich mit ihm vertraut wurde, war erFamilienvater, blind und nicht mehr jung, auch längst in ziemlichreduzierte Verhältnisse gekommen. Es machte ihm aber Vergnügen,von seiner tollen Zeit zu erzählen, nnd die Erzählung ward ge-wöhnlich eingeleitet mit den Worten: -Zu tsraps ou rasnais Is.vis än xlalsir. Nachdem er volljährig für die Pairie gewordenwar, kam ihn doch die Lust an, mit Ernst in das politische Lebeneinzutreten, und er bereitete seine Jungfernrede unter der Leitungdes großen legitimistischen Redners, des Advokaten Berryer, vor,der mit ihm, durch Familienbande in Beziehung gebracht, immerbefreundet blieb, obwohl der junge Edelmann ungläubig undrepublikanisch gesinnt war. D'Alton hatte Ende der sechzigerJahre seine Memoiren iu zwei Bänden herausgegeben, die fürGeschichtsforscher über die darin behandelte Zeit von 1826 bis1847 nicht ohne Belehrung sein möchten. Denn er hatte an allenpolitischen Vorgängen unter der Julimonarchie thätigen Anteilgenommen und sowohl die großeu Persönlichkeiten als die typischenLebemänner seiner Zeit näher kennen gelernt nnd objektiv geschildert,und sein gutes Gedächtnis, das später noch dnrch die Blindheitgeschärft wurde, leistete ihm, als er seine Erlebnisse diktierte, treff-liche Dienste. Mit Morny, Persigny, Montalembert, Garnier-Pagss und vielen anderen war er befrenndet und ein BewundererEmile de Girardius, den ich auch noch persönlich gekannt habe,diesen interessanten Typus der französischen Finanz-Journalisten,der es mit seinem erfinderischen und kecken Wesen dazu brachte,eine lange Zeit eine politische nnd eine plntokratische Rollezu spielen, und der sich nns Deutschen noch zuguterleht unver-