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Siebentes Kapitel.
zu erscheinen, wenn wir eben mit unserem Gabelfrühstück zu Endewaren, und etwa eine Stunde da zu bleiben. Er nannte das: zuseiner Messe gehen.
In solchen Stunden schilderte er bald seine wilde Jugendzeit,wie man nach einer aus dem Maskeuballe durchrasten Nacht, nochim Domino hinaus zu einem Duell fuhr, oder seine Begegnungenmit den berühmten Männern seiner politischen Laufbahn. Er warals angehender Jüngling Page Karls X. gewesen und hatte imSchatten dieses frommen Hofs alle Verfnchnngen des galantenLebens kennen gelernt. Als er später dazn kam, seine Pairieernst zu nehmen, trat er zu Guizot , Thiers, dem Herzog Pasquieru. a. in persönliche Beziehung. Ans einer interessanten Unter-haltung mit Guizot ist mir besonders erinnerlich, wie dieser ihmeinmal sagte: die Leute der äußerste» Opposition gelangten nie-mals zu einem richtigen Urteil, weil man eine Menge wichtigerDinge nur erfahre, wenn man einmal in der Regierung gesessenhätte, ein Diktnm, das seine Richtigkeit noch viel mehr für deutscheals für französische Zustände beanspruchen kann. DÄltons Nameward am meisten bekannt bei der oben erwähnten Gelegenheitseines in der Pairskammer offen abgelegten sreigeisterischen Bekennt-nisses. Es geschah im Jahr 1847 bei Gelegenheit eines Regierungs-antrags, da die Schaffung eines königlichen Domkapitels an derHauptkirche von St. Denis, wo die Königsgräber sind, verlangtwurde. In der Rede, welche in seinen Memoiren ausführlichwiedergegeben ist, erklärte er sich gegen jede Art von Staats-religion und rief durch seine ketzerischen Worte einen ungeheurenSturm hervor. Ich erinnere mich noch sehr deutlich des Aufsehens,welches dieser Vorgang damals in Deutschland machte. Diekatholischen Tendenzen Ludwig Philipps verrieten sich zu jenerZeit besonders durch die Guust, die er den katholischen Kantonenim Sonderbundkrieg zuwandte, und es entstand damals dieBezeichnung seines Ministers Guizot als eines protestantischenPapisten.
Beim Ansbrnch der Februarrevolution nahm d'Alton sofortfür diese Partei, ward Oberst in der Nationalgarde und An-hänger Ledru-Rollins; nach dem Staatsstreich Louis Napoleons erließ er einen Protest, wegen dessen er verhaftet und eine Zeit-