Print 
Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Place and Date of Creation
Page
474
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

474

Siebentes Kapitel.

kannten Lebemann aus d'Altons Kreis, namens Achille Bouchet.Er war ein Börsenmann, der durch glückliche Spekulationen zuder Zeit, da das Kaisertum in seiner höchsten Blüte stand, reichgeworden und mit den Tuilerien in nähere Beziehungen ge-kommen war. Madame Bouchet, die nichts von der Schönheitihrer Schwester abbekommen hatte sie war fett und rundmit einem breiten Gesicht hatte sich aber auch vortrefflich indie Rolle der großen Dame gesunden mit der behaglichen Non-chalance, welche sich die Pariserin so leicht zulegt, als wäre sieim Purpur geboren. Sie singen zu hören, zählte zu meinengrößten musikalischen Genüssen.

Wagner war damals noch nicht Mode, und sie trug dasklassische Repertoire, von ihrer Schwester begleitet, entzückend vor.Gonnods Melodien hab ich nie mit solchem Zauber singen hören,außer vielleicht von Gonnod selbst. Denn dieser obwohlohne Stimme war ein wunderlieblicher Sänger. Ich hörteihn einmal unter ganz eigentümlichen Umständen.

In der Nähe von Paris , in Passy, hatte der berühmtePsychiater Doktor Manche eine Naison äs Kants , in welchem aufeinige Monate Erholung zu suchen damals so Mode war, wieman in Deutschland jetzt nach Konstanz zu Binswanger geht. VonZeit zu Zeit wurden dort Empfangsabende gegeben, an denen diemild Verstimmten teil nahmen, während andererseits die littera-rische und künstlerische Crsme aus Paris herbeikam mit derManche, ein höchst liebenswürdiger Mann, in lebhafter Verbindungstand. Durch gemeinsame Freunde war ich mit Manche bekanntgemacht worden, und an jenem Abend, zu dem ich nebst meinerFrau Einladung erhalten hatte, befand sich auch Gounod in derAnstalt, denn er hatte manchmal Anfälle von Trübsinn. AufWunsch der Gesellschaft gab er bereitwillig eine Reihe seinerLieder, auch aus demFaust ", zum besten.

Die persönliche Erscheinung trug zum ganzen der lieblichenWirkung das ihrige bei. Er hatte einen herrlichen Kops, dessenüppiges, krauses Haar damals schon stark gebleicht war. Esmuß wohl einen physiologischen Grund haben, daß so viele Musiker,große und kleine, starkes Haar besitzen. Man denke nur an Beet-