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Siebentes Kapitel.
Erinnerungen nicht erwähnt. Von einem Herzensverhältnis, wiezu Musset, war gegenüber Heine keine Rede. Auch die litterarischeEinwirkung konnte nicht entfernt auf die Höhe kommen, wie beidem französischen Poeten. Die Frenndin tonnte nicht deutsch.Dennoch zog Heine sie soviel als möglich in die Mitwissenschaft seinerArbeiten hinein. In einem besonderen Fall führte sie den Vor-gang herbei, der zu einem Gedichte Anlaß gab. Sie war es,welche die Gräfin Kalergis an Heines Krankenlager brachte, undam folgenden Tag verfaßte er das Gedicht vom weißen Elefanten,das im Romanzero steht. Dem ganzen gesellschaftlichen Lebenund Treiben, in welchem Musset und Fran Zaubert sich beinahtäglich berührten, und allen den Vorkommnissen, mit denen sieals gemeinsamen Angelegenheiten sich beschäftigten, kam Heine nurin laugen Zwischenräumen hie uud da näher. Dennoch nahmdas Verhältnis den Charakter der Vertraulichkeit an, zu welcherdas liebenswürdige, feine und verständnisvolle Wesen der Frau,ihr lebhafter Sinn für interessante Menschen einlud. Auch dieGrazie ihrer Erscheinung reflektierte sich bald in dem anmutigenWechsel der kleinen Briefchen über die Straße.
Wie Musset sie seine Marraine, so nannte Heine sie ras, xstitstss, und so weit es ihre Unbekanntschaft mit der deutschen Sprachegestattete, setzte er ihr auch seine litterarischen Ideen auseinander,daneben kehrte ihr kleiner Fuß auch in diesen Briefchen beinahimmer wieder.
Seitdem Heine mit dem Jahre 1848 angefangen hatte ernst-lich leidend zu werden und nicht mehr ausging, wurden ihre Be-suche an seinem Schmerzenslager sein Trost. Noch einmal machteer ihr einen Besuch im Januar 1848. Er mußte sich die Treppehinauftragen lassen, und kaum auf dem Sopha niedergelegt, wurdeer vou heftigen Konvulsionen ergriffen, die das Schlimmste be-fürchten ließen. Als er wieder zu sich gekommen war und sieihm Vorwürfe gemacht hatte, daß er unter solchen Umständenüberhaupt sich von Hause entferne, sagte er, das sei wohl seinletzter Ausgang gewesen, und er wisse, daß er rettungslosem Un-heil verfallen sei. Er sei nur gekommen, um ihr einen Eid dar-auf abzunehmen, daß sie von nun an regelmäßig ihn anfsnchenwerde. Wenn sie ihm das nicht zuschwöre, würde er wieder-