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kommen und sie ähnlichein Schrecken wie dem eben überstandenenaussetzen. Sie hielt den Eid, den sie ihm leistete, treulich.
Sie wurde die Vertraute seiner häuslichen Angelegenheiten,unter anderem auch in Sachen seiner Frau Mathilde, mit der ertrotz vieler Schwierigkeiten und trotz ihrer Unbildung bis an seinEnde treulich vorlieb nahm. Frau Zaubert wußte eine Mengekomischer Anekdoten darüber zu erzählen. Ihren Mann, denKassationsgerichtsrat, setzte er zu seinem Testamentsvollstrecker ein.In dies Testament flocht Heine, wie Madame Zaubert erzählte,die Bemerkung ein, daß sein Vetter Karl ihm fest versprochenhabe, für seine Wittwe Mathilde reichlich Fürsorge zu treffen, wo-rauf er sich also verlassen könne. Diese Zusage aber, sagte ihrHeine im Vertrauen, sei nur seine Erfindung, um den reichenVerwandten an der Ehre zu packen.
In diesen Kreis kam auch Lansrey, als ich gerade zuihm in nähere Berührung trat. Der erste Anstoß dazu warreiu litterarischer Natur. Lansrey hatte 1860 ein kleines Buchveröffentlicht, I^sttrss ä'Lvsr^rä, philosophischen Inhalts. Es warzufällig Madame Zaubert zur Kenntnis gekommen, hatte ihrInteresse erregt und die Lust nach persönlicher Bekanntschaft. Erfolgte willig dem Rufe und fand sich gut in die Gesellschaft desZauberischen und d'Altonfchen Hauses, da auch er ein grimmigerFeind Napoleons III. und des Ultramontanismus war. Ver-schiedene seiner Werke hatten sich mit der Revolution und mit demPapsttum beschäftigt.
Madame Zaubert, etwa dreißig Jahre älter als er, kam zuihm in das nämliche Verhältnis, das sich zwischen ihr einerseitsund Musset und Heine andrerseits ausgebildet hatte, natürlich mitder Variante, des großen Altersunterschiedes. Während Mussetmit der Marraine auf dem Vizinalweg zwischen Liebe und Freund-schaft wandelte, während in Heines Briefen an die kleine Feeder Anklang an Galanterie nicht fehlte, war das Verhältnis zuLanfrey das der bemutternden Freundschaft. Das zeigt sich unteranderm auch in dem lebhaften Interesse, welches die Freundinan der wirklichen Mutter des jungen Mannes nahm, der damalsim Ansang der Dreißig stand.