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Achtes Kapitel.
ineinigen abgerückt; er hatte sich den Ultramontanen angeschlossen,die unter Dalwigk sich besonderer Gnnst erfreuten. So konntemir anch der Beigeschmack, den die ganze Sache dnrch diesenguten Dienst erhielt, nicht munden.
Etwas jugendlicher Rigorismus — obwohl ich das vierzigsteJahr augetreten hatte — steckte freilich auch uoch in mir. ZwanzigJahre später hätte ich mich wohl nicht für schimpfiert gehalten,von der faktischen Beseitigung eines Hindernisses Gebrauch zumachen.
Aber das Exil hatte die Flamme der Entrüstung gegen diesiegreichen Dränger so lebendig erhalten, daß der Gedanke, ihrerGunst etwas zu verdanken, nicht einen Moment in mir aus-kommen konnte.
Statt des von den Meinigen erwarteten Jubelausbruchs langtemit wendender Post ein Schrei des Unwillens, von der Ablehnungbegleitet, bei ihnen an. Das gab nun Verstimmung, dagegenhatte ich das Vergnügen, daß in dem oben erwähnten BriefKapps derselbe mir seine große Freude über meiue Entscheidungaussprach.
Dieselbe unmittelbare Empfindung, der ich unterstand, sprachauch ans ihm. Mit der einfachen Ablehnung war meinem Ge-fühl nicht genug gethan. Ich fühlte das dringende Bedürfnis,etwas zu thun, was einen Protest gegen das Geschehene bedeute.Auf geradem Weg konnte ich das nicht besorgen, ohne den Meinigenund dem übereifrigen Freund und Vermittler Ärgernis zu be-reiten. Da fand sich eine gute Gelegenheit, anf einem Umwegmeinen Zweck zu erreichen. Der Umweg war um so willkommener,als er schon an sich des Reizes nicht entbehrte.
Am 16. August 1860 hatte Heinrich Simon , der wiederholtgenannte Breslaner Patriot, einer der bedeutendsten Führer derLücken im Frankfurter Parlament, einen plötzlichen Tod in denFluten des Wallensees gefunden. Nach der, auch iu der Todes-anzeige — sie liegt noch in meinen Papieren und in diesemMoment mir vor Augen — ausgesprochenen Vermutung, erlitter beim Baden im See einen Nervenschlag, der ihn in dieTiefe hinabsenkte.