Beziehungen zu Deutschland und erste Reise» ins Vaterland. 507
Der kraftvolle Mann war ein kühner Schwimmer und befandsich grade in dem am Wallensee gelegenen Dorfe Mnrg, umBergwerke in der Nähe zu inspizieren.
Die Achtundvierziger hatten sich unter der Leitung seinesFreundes Johann Jakoby zusammengethan, ihm an der Unglücks-stätte ein Denkmal zu errichten, und im Oktober dieses Jahres1862 sollte das Denkmal feierlich eingeweiht werden. Selbst-verständlich war die Ceremonie bestimmt, eine Demonstration deralten, und vor allem der noch im Exil weilenden Gesinnungs-genossen zu werden. Ich war bis dahin schwankend geblieben,ob ich mich an der Feier beteiligen sollte. Aber die Botschaftans Mainz gab den Ausschlag. Das war ein sehr schönes Mittel,zu zeigen, daß ich die gewährte Gunst ausgeschlagen hatte.
Meine Familie war sehr verdrießlich darüber, aber ich zaudertenicht einen Augenblick. Nun beredete ich meinen Freund LudwigSimon, sich mir anzuschließen.
Der Tag der Denkmals-Einweihnng war auf den 5. Oktoberfestgesetzt. Einige Tage vorher machten wir uns auf den Weg.Selten war mir ein Schweizer Ausflug von des Himmels Launemehr begünstigt. Es war das denkbar glänzendste Herbstwetter,das uns entgegenstrahlte, als wir dem Wallensee und den ihnumkränzenden, im vollsten Sonnengold erschimmernden Bergenzufuhren.
Allerdings der Anlaß war ernster, trauriger Natur, die Lageder Dinge in der Heimat nichts weniger als vielversprechend.Trotzdem bemächtigte sich der Zusammenkommenden eine heitereStimmung. Vor allem die prachtvolle Landschaft, zugleich inSonne und erfrischender Herbstlnst gebadet; sodann das Wieder-sehen mit vielen seit den Schicksalstagen nicht mehr erblicktenGenossen, und endlich — die Hauptsache: die belebende Stimmung,die stets aus der Vereinigung einer von gegenseitigem Vertrauenbeseelten größeren Zahl hervorgeht. Wo dies zutrifft, wird eiuegedrückte Atmosphäre immer einer gehobenen weichen, die viel-fache Berührnng wirkt elektrisierend. Ich habe das mehrfach beiden trübseligsten Veranlassungen konstatiert. Das Leben setztsein Übergewicht über den Tod durch, so wie die Lebenden, imGefühl der eigenen Gesundheit unter einander warm und bewegt