Beziehungen zn Deutschland und erste Reisen ins Vaterland. 509
sollte, daß wir uns wieder im bittren Kampf gegenüberstanden.Denn als ich nach 1866 für Bismarck Partei ergriff, mußteer, als Führer der wnrttembergifchen Volkspartei, mit Rechtblutige Thränen über meinen Abfall vergießen. Ich gehörte einigeJahre lang zu den bestgegeißelteu Verrätern des von ihm vor-trefflich redigierten „Stuttgarter Beobachter". Aber schließlichsollte es doch wieder anders kommen. Denn als er in den acht-ziger Jahren in den Deutschen Reichstag gewählt wurde, lebtendie gegenseitigen Sympathieen alsbalo wieder von selbst auf, undwir wurden wieder die alten guten Freunde von ehemals, zumeiner großen Freude.
Denn Mayer war ein herziger Mensch, grundbrav, warm-blütig, geistreich, begabt insbesondere mit einem kaustischenHumor, der in der Unterhaltung unaufhörlich sprudelte. Auchlegte bei näherer Bekanntschaft mit dem Norden der offne Sinndes Mannes seine süddeutschen Vorurteile ab, und er ward sosehr ein Verehrer des Berliner Aufenthalts, daß er sich währendder Session mit Frau und Tochter in der Hauptstadt niederließund bei deu echten Schwabenbrüdern darob sehr in Verdacht er-schütterter Gesinnnngstüchtigkeit kam.
Von namhaften Flüchtlingen waren u. a. noch Temme,Nanwerk und Wislicenus erschienen, endlich Moritz Hartmann,der in Genf wohnte.
Die Gemeinde Mnrg hatte eine Stelle dicht am Ufer desSees auf einem herrlichen Aussichtspunkt zur Errichtung desDenkmals hergegeben. Dasselbe ist in Form eines antiken Por-tikus aufgebaut, in dessen Hintergrund eine schwarze Marmor-tasel mit dem Basrelief von Simons Kopf und einer Inschriftangebracht ist. Zu beiden Seiten bieten steinerne Ruhebänkeeinen Sitz mit dem Blick auf den See und die die „sieben Kur-fürsten" genannten majestätischen Berge.
Es machte einen erhebenden Eindruck, als die Versammlungsich an dieser Stelle im Mittagsglanz der Herbstsonne aufstellteund nun der Patriarch Johann Jacoby die einleitenden Wortesprach. Die eigentliche Festrede hielt Moritz Hartmann, der deuToten auch in einem Gedicht gefeiert hat. Der Gesangvereinvon Murg begleitete Anfang und Schluß mit einigen Chorälen.