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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Beziehungen zu Deutschland und erste Reisen ins Vaterland. 513

Kapp wünschte aufs lebhafteste, wieder in der Heimat lebenund thätig sein zu können, und bat mich, ihm zur Erlangungirgend einer Stellung, am liebsten im Eisenbahnwesen, behilflichzu sein. Zunächst war er jedoch ganz in Anspruch genommen voneiner litterarischen Arbeit.

Er hatte damals den Plan erfaßt, die Geschichte des Soldaten-handels, den deutsche Fürsten mit England getrieben, zu fchreibeu.Er zog mich dabei, sowohl was die Hauptaufgabe, als was dieMethode ihrer Behandlung betrifft, eingehend zu Rate, undunsere Korrespondenz darüber floß reichlich von beiden Seiten.Auch hat er mir, als die Arbeit zu stände gebracht war, dasBuch gewidmet.

Den ersten Anstoß gab dem Autor ein Gedanke der praktischenPolitik. In seinen Briefen erörterte er ausführlich, wie es derfür Deutschland herzustellenden Einheit zum Nutzen gereichen müsse,die Seelenverkäufern, die deutsche Laudesväter mit ihren Unter-thanen getrieben hätten, in ihrer ganzen Niedertracht zu enthüllen.Unser Briefwechsel über dies Thema erstreckt sich beinah überdrei Jahre hin. Anhebend im Jahr 1862, endet er erst imJahre 1864 mit dem Erscheinen des Buches (bei Duucker inBerlin ). In einem Brief vom 20. April 1863 heißt es:

Man kann hie nnd da nicht so deutlich, offen und frei sprechen, alses die Niedertracht des Gegenstandes bedingt. Von der volle» Aus-dehnung dieser Niedertracht hat man bisher in der historischen Litteraturkaum eine Ahnung gehabt. Die Infamien, die bar bezahlte Schande,die grenzenlose Habgier und Gemeinheit der deutscheu Landesväter, vondeueu uur sechs so glücklich waren, zum Handel zugelassen zu werden,während etwa acht, Bayern und Thüringen an der Spitze, sich vergebensdarum bewarben, ist so kolossal, so himmelschreiend, daß sie nur mittelsAbdruck der betreffenden Akten für wahr gehalten werden wird. Zudemsoll der politische Gedanke und Zweck in den Vordergrund treteu: Das,Deutsche , sind Eure Landesväter. Ihr habt sie uoch alle, sie thäten nochhente alle dasselbe, dürfenS nnr nicht wagen; sie erniedrigen nuter wenigerentwürdigenden Formen das Vaterland noch gerade so. Wollt Ihr jefrei werden, je ench selbst wieder angehören, so macht mit diesem Gesindelkurzen Prozeß. Die hier berührten Übel sind gegenwärtige Leiden, leidernoch keine überwundenen Standpunkte. Jeder Deutsche leidet darunter,und vor allem die politischen Flüchtlinge, die wir nnr deshalb imAuslande sind, weil diese Bande in Deutschland oben auf ist. Es istBambergers Erinnerungen. ZZ