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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Achtes Kapitel.

also eine persönliche Angelegenheit jedes denkenden politischen Deutschen ,die von mir zu schildernden Verhältnisse in ihrer ganzen Nacktheit undSchrecklichkeit inS Auge zu fassen. Das ist ein Prozeß gegen die dentschenRaubsürsten, und wir müssen die Akten abschließen, damit das Volk zugeeigneter Zeit sein Urteil spreche. Ich meine, dieser Jdeengcmg müssesich in anständiger Form wie ein Faden, wie die vorwurssvolleuWorte des Chors der griechischen Tragödie durch die Darstellung ziehen,und dann kann das Buch eine mächtige politische Wirkung ausüben.Zugleich wäre es gnt, einen Anhang von sechs bis acht Bogen der vor-züglichsten Briefe über Soldateulieseruugsverträge, der nichtswürdigsten,bettelhaftesten Briefe, der versuchten und teilweise gelungenen Gaunereienüber die Stipnlation der Verträge hinaus, der Hauptpunkte der englischenPa'rlamentsdebatten (Burke, Fox u. s. w) wörtlich zu geben. Ein solcherdokumentarischer Nachweis verfehlt seinen Eindruck ans das litterarischeGewissen des Deutschen nicht. Dann kann auch die Arbeit mit derPrätension einer ernsten historischen Quellenarbeit auftreten und nachaußen hin den Charakter des politischen Pamphlets verlieren; sie kanndann namentlich nicht von Fachmännern ignoriert werden nnd liefertdann doch trotzalledem das schwere Geschütz gegen die Raubstaaten. Ihredirekte Wirkung überschätze ich nicht, aber ihre indirekte Wirkung kann,glaube ich, nicht hoch genug angeschlagen werden."

Der folgende Abschnitt des Briefes behandelt die Verlags-angelegenheit. Kapp, dem ein Angebot von feiten des Herans-gebers der Deutschen Nationalbibliothek, B. Brigl (vem späterenVerleger meinerTribüne"), gemacht worden war, erklärte sichbereit, auch ohne Honorar das Manuskript zu liefern, wenn einzur Verbreitung vielleicht besser geeigneter Verlag sich empfehle.So gut er die gebotenen paar hundert Thaler brauchen könne, sobereitwillig werde er im Jnteresfe der geeigneten politischenFruktisizierung darauf verzichten. Er meinte, der Nationalvereindürfte vielleicht die Sache in die Hand nehmen, die doch seinemZweck diene. Schließlich kam ein Vertrag mit Franz Dnncker zustände. Es dauerte noch über Jahresfrist, bis die Arbeit und dieVerlagsangelegenheit zum Abschluß kam.

Am 25. Juni 1864 schrieb mir Kapp:

Der Soldateuhandel ist im Augenblick unter der Presse; ich erhieltbereits vor vierzehn Tagen die ersten drei Aushängebogen. Ich habe esDir iu dankbarer Anerkennung der Teilnahme, die Du seinem Entstehennnd Unter-die-Haube-bringen gewidmet hast, dediziert; eine besondereDedikation zu schreiben, dazn fand ich nicht die Stimmung uud Muße.