Print 
Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Place and Date of Creation
Page
529
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

Beziehungen zu Deutschland und erste Reisen ins Vaterland. 529

und von Bier befeuchtet. Es wurde viel und gut im Chor ge-sungen, gesellige und patriotische Lieder. Am häufigsten erklangendie Strophen desDeutschland, Deutschland über alles", welchesjetzt die antisemitische Marseillaise geworden ist. Damals erklanges in vollen Brusttönen aus den Kehlen der zahlreichen semitischenMitglieder. Meistens ward auch ein längerer Vortrag gehalten.

Ich hielt deren mehrere politischer Natur, die mir Gelegen-heit gaben, zu sehen, daß meine alte Fertigkeit nicht eingerostet war.Auch Deutsche von Namen, die durch Paris kamen, wurden zusolcheu Voträgeu veranlaßt. Kinkel, der von London gekommenwar, hielt einen glänzenden über ein ästhetisches Thema; JuliusFaucher aus Berlin über ein nationalökonomisches. Die vielendeutschen Journalisten in Paris trugen dazu bei, das Bildungs-niveau zu erhöhen.

Ungefähr in dieser Epoche waren darunter Lexis, der jetzigeberühmte Nationalökonom, Lauser, gegenwärtig HanptredaktenrderNorddeutschen Allgemeinen Zeitung", Joseph Reguier, derspätere laugjährige Redakteur desWiener Fremdenblattes", ArthurLevysohu, der jetzige Redakteur desBerliner Tageblattes", meinFreund, Friedrich Szarvady, der Begründer der deutschen Pariser Korrespondenz, mein anderer Frennd Heinrich Homberger , späterKorrespondent derAugsburger Allgem. Zeitung" in Florenz undRom, Siegmund Kolisch, ein Wiener Journalist, und Ludwig Kalisch ,ein Journalist aus dem Posenschen, der im Jahre 1848 ein demo-kratisches Blatt in Mainz herausgegeben hatte. Es waren derennoch mehr. Ich nenne nur die, die mir eben einfallen.

Obwohl Mutter Natur mich zu nichts weniger als zum Turnergeschaffen hat, in welcher Kunst ich es auch nicht weit brachte, trotzverschiedeutlicheu Unterrichts, hat mich die Politik doch, wie im Jahre1843, so später noch öfter in enge Verbindung mit den Turnver-einen und in diesen zu einer Stellung vou gewissem Einfluß ge-bracht. Sie waren eben in jenen Zeiten als Verbindungen lebens-kräftiger jnnger Leute auch von Freiheitsdrang beseelt. In neuestenZeiten ist auch das anders geworden.

Nachdem dieDeutschen Jahrbücher" eingegangen waren, hatteich kein besonderes Organ mehr für meine publizistischen An-wandlungen znr Verfügung. Vielfache persönliche Berührung mit

BaulbeigerS Ennnerunge». 34