Print 
Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Place and Date of Creation
Page
530
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

530

Achtes Kapitel.

den an derKölnischen Zeitnng" beteiligten Personen, namentlichFranz Dümont und Heinrich Krufe, die zeitweise in Paris er-schienen, regten in mir die Versuchung, wenn ich etwas Besondereszu sagen hatte, mich ihrer Organe zu bedienen, und sie warenliebenswürdig zu Diensten. Ein Fall verdient wohl, daß ich ihnerwähne, weil er charakteristisch ist.

Zu den Unbilden, die mich von jeher am meisten im Innernempörten, gehört vor allem die grausam erniedrigende Behandlungpolitisch Verurteilter, nennen wir sie immerhin, politischer Ver-brecher. Ich kann noch zur heutigen Stunde über die Barbareiund Gemeinheit, welche darin liegt, Menschen, die aus edlemTrieb sich gegen die bestehende Regierung vergangen haben, alsehrlose Züchtlinge zu behandeln, mich jugendlich aufregen. Ichhabe zu allen Zeiten diese Scheußlichkeiten, wie sie namentlich inDeutschland verübt wurden und noch immer nicht ausgeschlossensind, aufs bitterste bekämpft, auch im Deutschen Reichstag in denachtziger Jahren einen dagegen gerichteten Antrag eingebrachtund begründet.

Ein damals, im Jahre 1865, erschienenes Buch gab mirAnlaß, das Thema ausführlicher zu behandeln. Einer der nachdem Aufstand des Mai 1849 in Dresden verurteilten Männernamens Röckel, hatte, nachdem er aus dem Zuchthaus, in demer lange Jahre geschmachtet, entlassen, mir seine Leidensgeschichteerzählt, und ich ergriff die Gelegenheit, sein Bnch zu besprechen.

Die Redaktion der Kölnischen war so liebenswürdig, denArtikel, den ich mit meinem Namen unterzeichnete, aufzunehmen.

Das damals unbedingt liberale Blatt trug wohl auch des-halb kein Bedenken, mir Gastfreundschaft zu gewähren, weil dieSpitze des Berichtes gegen das königliche Sachsen und mithingegen dessen Minister von Benst gerichtet war, d. h. gegen dendamaligen obersten Leiter aller Preußen feindlichen Politik. Umdarüber keinen Zweifel zu lassen, begleitete die Redaktion meinenArtikel mit der hier folgenden Fußnote:

Wenn wir auch nicht wissen, ob die Znstälide in Waldheim vonRöckel ganz ohne Übertreibung dargestellt sind, so sind sie doch nachallen Nachrichten derart gewesen, daß sie in Preußen , Gottlob! nichtdenkbar sind. Die sächsische Regierung trifft dafür eine schwere Veraut-