Der Befreiungskrieg seines Charakters beraubt.
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und Kühnheit der Blücher und Scharnhorst Napoleon am 2. Mai beiLützen oder Groszgörschen und am 20. und 21. Mai bei Bantzen dieOberhand behielt, und Prenßen und Rußland nun während desfolgenden Waffenstillstandes Österreich als Bundesgenossen gewannen(Reichenbacher Vertrag vom 27. Juni 1813, Österreichs Kriegs-erklärung an Napoleon vom 11. August 1813), da wurde der Gedankeeines Befreiungskrieges im Sinne des Aufrufes von Kalisch und derErhebung Preußens im Februar und März 1813 in den Hinter-grund geschoben. Die hohen Verbündeten ließen noch zu, daß sichdas Volk au diesen Gedanken berauschte, aber namentlich Österreich und Rußland , die bei der Leitung der Geschäfte das Übergewichthatten, führten den Krieg wesentlich so, wie es ihre kleinlichen Sonder-interessen uud ihre Launen uud Sympathien empfahlen. Auch ampreußischen Hofe, auch in der Umgebung Friedrich Wilhelms III.hatte die Auffassung, welche die nationale Begeisterung eher als eineGefahr denn als eine Hilfe für den König betrachtete, leider Bodengenug. Ein Ancillon wagte es damals, den Freiherrn vom Steinals „Republikaner und Revolutionär" zu verdächtigen, und sein Ent-wurf für das Kriegsmanifest an Frankreich klagte über die Lösungdes französischen Bündnisses in Worten, „die sich wohl für denunterthänigen Bewunderer Napoleons , nicht aber für das Haupteiner ihre Fesseln zerreißen wollenden Nation schickten". Dieser Ent-wurf wurde nun freilich beiseite gelegt, und der König erließ stattdessen am 17. März 1813 den von einem der begeisterten Vater-landsfreunde verfaßten Aufruf „Au mein Volk" und sprach darindas stolze Wort:
Keinen anderen Ausweg giebt es als einen ehrenvollen Frieden odereinen ruhmvollen Untergang... Erinnert ench an die Lorzeit, an den großenKurfürsten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Güter, die unterihnen unsere Borfahreu blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unab-hängigkeit, Handel, Knnstflciß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Bei-spiels unserer mächtigen Verbündeten, der Russen, gedenkt der Spanier, derPortugiesen. Selbst kleinere Bölker sind für gleiche Güter gegen mächtigereFeinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnertench an die heldenmütigen Schweizer und Niederländer.
Die Opfer wurden gefordert „für das Vaterland" und für „denangeborenen König"; und in dem am gleichen Tage erlassenen Auf-